Richard von Weizsäckers historische Rede zum 8. Mai 1985
Der 8. Mai 1945 ist kein Tag zum Feiern, sondern "ein Tag des Nachdenkens" – so beschrieb es Bundespräsident Richard von Weizsäcker 40 Jahre später. Seine Rede wurde zu einem Meilenstein im Umgang mit der deutschen Vergangenheit.
Weizsäcker machte klar: Menschen erlebten diesen Tag völlig unterschiedlich – als Vertreibung, Gefangenschaft und Niederlage, aber auch als Befreiung, Heimkehr und Ende der Angst. Entscheidend ist: Die Ursache war nicht der verlorene Krieg, sondern der Beginn der NS-Herrschaft 1933. Deshalb ist der 8. Mai 1945 "ein Tag der Befreiung von der Gewaltherrschaft".
Verantwortung bedeutet laut Weizsäcker nicht, "im Büßerhemd herumzulaufen", sondern die Vergangenheit anzunehmen und die Erinnerung wach zu halten. Der Völkermord an den Juden ist einzigartig in der Geschichte – zu viele schauten weg oder leugneten später ihr Wissen.
Kernbotschaft: "Die Jungen sind nicht dafür verantwortlich, was damals geschah, sondern dafür, was aus der Geschichte wird."