Kants Vision der Aufklärung
Aufklärung bedeutet für Kant den mutigen Schritt aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit heraus. Unmündigkeit beschreibt die Unfähigkeit, deinen eigenen Verstand zu benutzen, ohne dass dir jemand sagt, was du denken sollst. Viele Menschen bleiben unmündig, weil sie Angst haben oder zu bequem sind, selbst zu denken.
Kant beobachtete, dass Fürsten und Machthaber gerne das Denken für ihre Untertanen übernehmen. Das ist praktisch für sie, denn denkende Menschen sind schwerer zu kontrollieren. So entsteht ein Teufelskreis: Menschen gewöhnen sich daran, dass andere für sie denken, und verlieren die Fähigkeit zur Selbstbestimmung.
Das Menschenbild der Aufklärung sieht jeden als selbstdenkendes Wesen, das sich von den starren Dogmen der Kirche und staatlichen Bevormundung befreien kann. Kant glaubte fest daran, dass Menschen die Kraft haben, mündig zu werden – sie müssen nur den Mut aufbringen.
Merke dir: "Sapere aude!" – Habe den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen. Das ist Kants berühmter Wahlspruch der Aufklärung.
Mündigkeit entwickelt sich aus Faulheit und Feigheit hin zu einem selbstbewussten, kritischen Bürgertum. Mündig zu sein bedeutet inneres und äußeres Vermögen zur Selbstbestimmung und Eigenverantwortung zu haben. Du kannst für dich selbst sprechen, Entscheidungen treffen und die Konsequenzen tragen.
Wenn Menschen mündig werden, entstehen gesellschaftliche Veränderungen: Die Gesellschaft wendet sich gegen einen bevormundenden Staat, und traditionelle Machtstrukturen geraten ins Wanken. Das war für Kant kein Problem, sondern der natürliche Weg zu einer aufgeklärten Gesellschaft.