Das Zeitalter des Imperialismus
Stell dir vor, die ganze Welt wird wie ein Kuchen unter wenigen mächtigen Staaten aufgeteilt - genau das passierte zwischen 1880 und 1914. Neue Kolonialmächte wie das Deutsche Reich, die USA, Italien und Japan stiegen neben den alten Mächten auf.
Der Kolonialismus gibt es schon seit dem 16. Jahrhundert, aber der Imperialismus war eine verschärfte Form davon. Die Industriestaaten konkurrierten aggressiv um die Macht über andere Länder und Völker. Das lateinische Wort "imperare" bedeutet "befehlen" - und genau darum ging es.
Die Industrialisierung machte diese Expansion erst möglich. Dampfschiffe, Eisenbahnen, Telegrafie und moderne Waffen gaben den Europäern einen riesigen Vorteil. Gleichzeitig brauchten sie neue Märkte für ihre Überproduktion.
Wichtig zu wissen: Der Imperialismus führte direkt zum Ersten Weltkrieg 1914, weil die Rivalität zwischen den Kolonialmächte immer größer wurde.
Die Folgen waren dramatisch: Für die Kolonien bedeutete das politische Entmündigung, wirtschaftliche Ausbeutung und den Verlust ihrer kulturellen Identität. Viele Menschen starben durch Gewalt, Vertreibung und sogar Völkermord.
Motive des Imperialismus
Warum wollten die Großmächte unbedingt Kolonien? Es gab drei Hauptgründe, die sich perfekt ergänzten.
Wirtschaftliche Motive standen oft im Vordergrund. Die Industriestaaten brauchten Rohstoffquellen, neue Absatzmärkte und billige Arbeitskräfte. Der Wettbewerb um Anteile am Weltmarkt wurde immer härter.
Politische Motive entstanden durch nationalistisches Machtstreben. Die expandierenden Industriemächte kämpften im "Kampf ums Dasein" gegeneinander. Außerdem nutzte man den Sozialimperialismus, um von sozialen Problemen zu Hause abzulenken.
Ideologische Motive rechtfertigten die Eroberungen. Der Sozialdarwinismus behauptete, nur die Stärksten hätten ein Überlebensrecht. Rassismus und Nationalismus überzeugten die Menschen, dass sie anderen Völkern überlegen seien und sie "zivilisieren" müssten.