Die russische Opposition gegen das Zarenreich
Stell dir vor, du lebst in einem Land, wo der Herrscher absolute Macht hat und du nichts zu sagen hast. Genau so fühlte sich die Intelligenzija im zaristischen Russland - eine gebildete Zwischenschicht aus Adligen, Professoren, Anwälten und Schriftstellern, die genug hatte von der Unterdrückung.
Diese Intellektuellen hatten drei klare Ziele: den Zaren stürzen, den sozial Schwächeren helfen und eine wissenschaftlich fundierte Weltanschauung entwickeln. Sie bildeten den Ursprung aller Opposition gegen das System und spalteten sich in verschiedene Richtungen auf.
Westler wollten westliche Modelle komplett auf Russland übertragen, während Slawophile gegen die westliche Zivilisation waren und die russische Dorfgemeinschaft idealisierten. Die Anarchisten um Michail Bakunin gingen noch weiter - sie sahen den Staat als Ursache allen Übels und forderten dessen komplette Zerstörung.
Die Narodniki versuchten zunächst friedlich, verkleidet unter dem Volk Aufklärungsarbeit zu leisten. Als das nicht funktionierte, radikalisierten sie sich und verübten Attentate - 1881 gelang es ihnen sogar, den Zaren zu töten.
Wichtig zu wissen: Bis 1906 waren alle Parteien verboten, weshalb die Opposition nur im Exil oder Untergrund arbeiten konnte.
1895 gründete Wladimir Lenin den "Kampfbund für die Befreiung der Arbeiterklasse", der marxistische Ideen verbreitete. Daraus entstand 1898 die Russische Sozialdemokratische Arbeiterpartei (RSDAP), die sich 1903 in zwei Flügel spaltete: die gemäßigten Menschewiki ("Minderheitler") unter Julian Martow und die revolutionären Bolschewiki ("Mehrheitler") unter Lenin. Während die Menschewiki eine demokratische Massenpartei wollten, setzten die Bolschewiki auf streng organisierte Berufsrevolutionäre.