Das Zarenreich in der Krise
Das zaristische Herrschaftssystem war seit dem 16. Jahrhundert autokratisch geprägt. Der Zar herrschte als unumschränkter Herrscher "von Gottes Gnaden" - ohne Gewaltenteilung. Seine Macht stützten die orthodoxe Kirche, der Adel, die Beamtenschaft, die Geheimpolizei und das Militär.
Die Gesellschaft war extrem ungleich strukturiert. 80% der Bevölkerung waren Bauern - ursprünglich Leibeigene und weitgehend rechtlos. Ein Bürgertum existierte kaum, was das Fehlen liberaler Opposition erklärt. Die Arbeiterschaft bildete sich nur langsam durch die Industrialisierung, litt aber unter katastrophalen Bedingungen.
Die geographische Ausdehnung machte Russland zu einem riesigen Vielvölkerstaat mit vielen nationalen, ethnischen und religiösen Minderheiten. Ab 1850 verschärfte sich die Russifizierungspolitik - der Versuch, alle Völker durch russische Sprache, Kultur und Orthodoxie zu assimilieren.
Schlüsselkonzept: Die "Großen Reformen" nach dem Krimkrieg sollten das Land modernisieren, schufen aber neue Probleme - befreite Bauern blieben verschuldet und verarmt.