Reformversuche und ihre Grenzen
Der Krimkrieg (1853-1856) war ein Weckruf: Russland verlor gegen modernere Armeen, weil Industrie, Infrastruktur und Verwaltung völlig veraltet waren. Zar Alexander II. musste handeln.
Die Bauernbefreiung von 1861 sollte das Grundproblem lösen: die Leibeigenschaft. Aber es war ein fauler Kompromiss. Die Bauern wurden zwar "befreit", mussten ihr Land aber 49 Jahre lang abzahlen. Viele blieben praktisch abhängig.
Die Industrialisierung kam nur schleppend voran. Der Staat gründete Betriebe, schützte sie mit Zöllen und holte ausländisches Kapital ins Land. Trotzdem blieb Russland ein Agrarstaat mit katastrophalen Arbeitsbedingungen in den wenigen Fabriken.
Das Zemstva-System (lokale Selbstverwaltung) sollte Demokratie von unten schaffen, aber der Adel dominierte weiterhin. Die Reformen reichten nicht aus, um das System zu stabilisieren – im Gegenteil, sie weckten Erwartungen, die nicht erfüllt wurden.
Paradox: Die Reformen schwächten das Zarentum, statt es zu stärken, weil sie zu wenig und zu spät kamen.