Die großen Reformen unter Alexander II. (1860-1870)
Nach dem Krimkrieg (1853-1856) war klar: Russland brauchte einen kompletten Neustart. Das internationale Ansehen war am Boden, und die Rückständigkeit des Landes wurde schmerzhaft deutlich. Alexander II. wagte sich an radikale Veränderungen, die das Leben von Millionen Menschen betrafen.
Die Bauernbefreiung (1861) war der Startschuss für alles Weitere. Die Leibeigenschaft wurde endlich abgeschafft - ein revolutionärer Schritt! Millionen von Bauern wurden theoretisch zu freien Bürgern. Doch die Realität sah anders aus: Hohe Entschädigungszahlungen für Land und die Bindung an die Dorfgemeinde sorgten für neue Probleme. Die Landflucht begann, aber in den Städten warteten zu wenig Jobs.
Bei der Justizreform (1864) wurde endlich Gleichheit vor dem Gesetz eingeführt. Transparente Gerichtsverfahren, Geschworenengerichte und das Recht auf Anwaltsbeistand revolutionierten das Rechtswesen. Der Adel verlor seine Sonderstellung vor Gericht - ein echter Fortschritt! Trotzdem blieb die Umsetzung ungleichmäßig, besonders auf dem Land.
Merke: Diese Reformen waren ein erster Schritt zur Modernisierung, lösten aber gleichzeitig neue soziale Spannungen aus, die später zur Revolution führten.
Die Militärreform (1874) verkürzte die Dienstzeit und führte die allgemeine Wehrpflicht ein. Gleichzeitig entstanden durch Bildungsreformen mehr Schulen und Universitäten, was zu einer gebildeteren, aber auch kritischeren Bevölkerung führte. Die Verwaltungsreform (1864) schuf lokale Selbstverwaltungsorgane (Semstows), die begrenzte demokratische Mitbestimmung ermöglichten.