Russland zwischen Rückständigkeit und Modernisierung
Stell dir vor, um 1850 lebten über 50 Millionen Menschen in Russland noch als Leibeigene – praktisch als Sklaven ihrer adligen Herren. Während England bereits Fabriken hatte, war Russland immer noch ein rückständiges Agrarland mit extrem niedriger Industrialisierung.
Das zaristische System funktionierte wie ein absoluter Gottesstaat. Der Zar regierte ohne Verfassung oder Parlament und berief sich darauf, von Gott eingesetzt zu sein. Politische Mitbestimmung? Fehlanzeige!
Der Krimkrieg 1853-56 wurde zum Weckruf: Russland verlor gegen das Osmanische Reich und dessen Verbündete. Diese Niederlage machte brutal deutlich, wie rückständig das Land wirklich war.
Merke dir: Die Niederlage im Krimkrieg war der Startschuss für alle späteren Reformen in Russland.
Die Bauernbefreiung 1861 sollte alles ändern. Über 50 Millionen Leibeigene erhielten die persönliche Freiheit – aber echte wirtschaftliche Selbstständigkeit blieb ein Traum. Die Dorfgemeinschaften bekamen das Land, jeder Bauer nur ein winziges Stück. Das Ergebnis? Armut blieb, die Bevölkerung wuchs, und die Kulaken (wohlhabende Bauern) entstanden, während andere noch ärmer wurden.
Bei der Industrialisierung holte Russland ab 1880 richtig auf. Der Staat trieb den Ausbau voran, besonders im Eisenbahnbau und der Schwerindustrie. Das Problem: Das Geld kam von westeuropäischen Kreditgebern, und durch Getreideexporte verschlechterte sich die Versorgung im eigenen Land. Die neue Arbeiterschaft war zwar klein (nur 3,3 von 150 Millionen), aber in riesigen Fabriken konzentriert – perfekte Bedingungen für spätere Revolutionen.