Unité d'habitation: Die vertikale Stadt
Die Unité d'habitation in Marseille (1947-52) war Le Corbusiers Antwort auf die massive Wohnungsnot nach dem Krieg. Dieser 18-stöckige Wohnblock sollte zeigen, wie man schnell und wirtschaftlich Wohnraum für viele Menschen schaffen kann.
Das revolutionäre Konzept: Eine "vertikale Stadt" mit allem, was man zum Leben braucht. Im 7. und 8. Stock gab es eine komplette Einkaufsstraße mit Läden, Bäcker, Apotheke und Restaurant. Auf dem Dach entstanden Kindergarten, Sporthalle, Pool und sogar eine 300m-Laufbahn.
Die 337 Wohnungen sind wie "Flaschen in einem Regal" in die Struktur eingeschoben. Die meisten sind maisonette-artig über anderthalb Geschosse angelegt, mit großzügigen Aufenthaltsräumen und knapp bemessenen Rückzugsräumen. Jede Wohnung geht durch den ganzen Block und bietet Ausblick "Mer et Montagne" - auf Meer und Berge.
Erstmals setzte Le Corbusier hier sein Modulor-System großflächig um: Die Raumhöhen von 2,26m entsprechen seinem Idealmaß. Der rohe Sichtbeton (béton brut) mit der strukturierten Holzschalung begründete den Brutalismus-Stil.
Wichtiger Punkt: Die Unité zeigt Le Corbusiers soziales Engagement - er wollte nicht nur für Reiche bauen, sondern Wohnqualität für alle schaffen.
Heute erlebt das Gebäude eine Art Gentrifizierung, viele Wohnungen wurden durch Zusammenlegungen vergrößert. Fünf weitere Unités entstanden nach dem Vorbild Marseille, darunter das Corbusierhaus in Berlin.