Rhetorische Mittel und dramatische Wirkung
Vergil packt in diese wenige Verse eine ganze Ladung an rhetorischen Mitteln, die du für deine Interpretation brauchst. Aeneas bombardiert Dido förmlich mit rhetorischen Fragen - "Hast du dich mit dem Schwert getötet?" und "War ich der Grund für dein Ende?" Er weiß die Antworten bereits, will aber sein Bedauern ausdrücken.
Besonders clever ist das Trikolon in Vers 3-4, wo Aeneas "bei den Sternen schwört" - er beteuert seine Unschuld in dreifacher Steigerung. Die Parenthese "regina" zeigt, dass er Dido immer noch respektvoll behandelt, obwohl alles zwischen ihnen zerbrochen ist.
Das Hyperbaton bei "tantum dolorem" (so großer Schmerz) macht die Dramatik richtig spürbar - Vergil sperrt die Wörter, um die Größe von Didos Leid zu betonen. Am Ende erwähnt Aeneas das Fatum (Schicksal), das ihn von ihr weggeführt hat - typisch römisch, denn die Pflicht geht vor persönlichem Glück.
Aktueller Bezug: Diese Szene funktioniert wie ein antikes Beziehungsdrama - auch heute kennen wir Konflikte zwischen persönlichen Wünschen und Verpflichtungen. Vergil zeigt zeitlose menschliche Dilemmata auf.