Götter, Prophezeiungen und Stilmittel
Prophezeiungen strukturieren die gesamte Aeneis und verbinden mythische Vorzeit mit augusteischer Gegenwart. Jupiters Prophezeiung im 1. Buch ("imperium sine fine dedi") verspricht Rom ewige Herrschaft, während die Heldenschaurede des Anchises im 6. Buch Augustus als Höhepunkt der Geschichte ankündigt.
Die Kommunikation mit den Göttern erfolgt durch direkte Erscheinungen, Träume und Prodigien (Vorzeichen). Venus hilft Aeneas, Apollo gibt Orakelsprüche, und selbst Tote wie Hector warnen im Traum. Diese göttlichen Eingriffe zeigen, dass Aeneas' Mission vom Himmel gewollt ist.
Gleichnisse sind ein zentrales Stilmittel Vergils. Sie folgen dem Schema: Handlung → Vergleich → Übertragung zurück zur Handlung. Sie dienen nicht nur als Schmuck, sondern charakterisieren Figuren und können sogar den Handlungsverlauf vorwegnehmen.
Klausurtipp: Achte bei Gleichnissen immer auf die charakterisierende Funktion - sie verraten oft mehr über eine Figur als direkte Beschreibungen!
Das Proömium stellt Thema, Held und Handlung vor. Vergil kombiniert bewusst aemulatio (wetteifernde Nachahmung) und imitatio (einfache Nachahmung) - er will Homer überbieten, indem er Ilias (Krieg) und Odyssee (Irrfahrten) in einem Werk vereint.
Die Teleologie (Zielgerichtetheit) der Geschichte führt alles auf Rom hin - jedes Ereignis dient letztendlich der Rechtfertigung römischer Weltherrschaft.