Charaktere und literarische Bedeutung
Aeneas ist der perfekte römische Held - "pius" (pflichtbewusst) und "magnanimus" (großherzig). Er durchleidet Schicksalsschläge ("casus, labores"), bleibt aber seinem göttlichen Auftrag treu. Das macht ihn zur Leid- und Leitfigur zugleich und zum Prototyp für Augustus.
Das Götterpersonal ist strategisch aufgebaut: Jupiter plant als Göttervater die römische Geschichte, Venus unterstützt ihren Sohn Aeneas, und sogar Juno wandelt sich von der Gegnerin zur Unterstützerin. Cupido sorgt durch Didos Verliebtheit für dramatische Wendungen.
Vergil war kein neutraler Erzähler, sondern Augustus' "Propagandaschriftsteller". Er verband geschickt griechische und römische Geschichte über Troja und schuf so eine prestigeträchtige Herkunftslegende.
Die Rezeption zeigt sich in der Palimpsestliteratur - Texte wurden überschrieben, aber die Aeneis blieb. Die Prophezeiungen im Epos beruhigen sowohl Aeneas als auch die römischen Leser und machen sie stolz auf ihre Geschichte.
Prüfungstipp: Die Aeneis funktioniert auf drei Ebenen - als Abenteuergeschichte, politische Propaganda und mythologische Herkunftserklärung!