Der Mensch als Kulturwesen
Die anthropologischen Grundlagen zeigen, dass der Mensch aufgrund seiner Unspezialisiertheit und Unfertigkeit zur kulturellen Lebensführung gezwungen ist. Er lebt immer in einer Kultur, die er selbst gestaltet und von der er gleichzeitig geprägt wird.
Definition: Kultur ist eine vom Menschen selbst geschaffene bzw. veränderte Umwelt.
Die pädagogische Anthropologie erklärt, warum der Mensch Erziehung braucht: Um in einer Kultur leben zu können, muss er die kulturelle Lebensweise erlernen. Dies beinhaltet den Erwerb von Kulturtechniken wie Sprache, Lesen und Schreiben sowie die Entwicklung von Wertbewusstsein.
Highlight: Die Fähigkeit zur Kritik, Kreativität und zum Engagement ermöglicht die Veränderung kultureller Verhältnisse.
Der Mensch wird als "Mängelwesen" beschrieben, ein Konzept, das auf Arnold Gehlen zurückgeht. Im Gegensatz zu Tieren mit ihren Spezialleistungen zeichnet sich der Mensch durch organische Unspezialisiertheit aus.
Vocabulary: Der Mensch als Mängelwesen bezeichnet die Vorstellung, dass der Mensch aufgrund biologischer Mängel auf Kultur und Erziehung angewiesen ist.
Die Entwicklung des Großhirns ermöglicht dem Menschen, seine biologischen Mängel durch intellektuelle Leistungsfähigkeit auszugleichen. Erziehung ist notwendig, um die mangelhafte Ausstattung des Menschen durch das Erlernen von Techniken zu kompensieren.
Example: Der Mensch hat im Vergleich zu Tieren relativ schlecht ausgebildete Sinnesorgane und kaum noch Instinkte, was durch Erziehung ausgeglichen werden muss.
Der Mensch wird auch als "physiologische Frühgeburt" bezeichnet. Nach der Geburt funktionieren zwar die Sinnesorgane, aber menschliche Verhaltensweisen müssen erst erlernt werden. Das Kind muss als "normalisierte Frühgeburt" die menschliche Lebensweise im "sozialen Mutterschoß" erlernen.
Quote: "Unfertig sein wird durch erzieherisch unterstütztes Lernen ausgeglichen."
Diese Riskiertheit des Menschen eröffnet ihm jedoch die Chance einer enormen Lernfähigkeit und einer mündigen Lebensweise.