Wahrheitstheorien: Wie erkennen wir, was wahr ist?
Die Adäquations- und Korrespondenztheorie ist wahrscheinlich das, was ihr intuitiv unter Wahrheit versteht: Eine Aussage ist wahr, wenn sie mit der Realität übereinstimmt. Wenn ich sage "Es regnet" und es tatsächlich regnet, dann ist meine Aussage wahr.
Das Problem dabei? Um zu prüfen, ob eine Aussage mit der Realität übereinstimmt, müsste ich die Wahrheit bereits kennen - ein klassischer Zirkelschluss. Es ist wie wenn ihr einen Maßstab mit demselben Maßstab messen wollt.
Die Kohärenztheorie geht anders vor: Aussagen sind wahr, wenn sie nicht im Widerspruch zu anderen bereits akzeptierten Aussagen stehen. Eine neue wissenschaftliche Theorie muss logisch zu dem passen, was wir bereits wissen.
Merktipp: Kohärenz bedeutet "Zusammenhang" - wie Puzzleteile, die zusammenpassen müssen.
Der Haken: Bei völlig neuen Phänomenen gibt es noch keine anderen Aussagen, mit denen verglichen werden könnte. Außerdem kann Kohärenz nur Falschheit beweisen, aber nicht garantieren, dass etwas wahr ist.
Die Konsenstheorie sagt: Wahr ist, worauf sich alle in einer fairen Diskussion einigen können. Wichtig dabei ist der "herrschaftsfreie Diskurs" - niemand darf unter Druck gesetzt oder manipuliert werden. Alle müssen die gleichen Chancen haben, ihre Argumente vorzubringen.
Auch hier gibt's einen Schwachpunkt: Selbst die klügsten Menschen können sich gemeinsam irren. Deshalb ist auch ein Konsens nur eine vorläufige Wahrheit.