Zwischen Vorhersagbarkeit und Freiheit
John Hospers argumentiert wissenschaftlich: Wenn wir alle Faktoren kennen würden, könnten wir jede menschliche Handlung vorhersagen - genau wie den Weg eines Steins, der einen Berg hinunterrollt. Der freie Wille ist für ihn purer Aberglaube.
Mit jedem Fortschritt der Wissenschaft werden mehr Kausalzusammenhänge entdeckt. Was heute unvorhersagbar erscheint, wird morgen erklärbar sein - auch dein Verhalten.
Peter Bieri widerspricht dieser deterministischen Sichtweise radikal. Er unterscheidet zwischen zwei völlig verschiedenen Beschreibungsebenen: der physiologischen (Gehirnströme, Impulse) und der psychologischen (Wille, Entscheidungen).
Sein Kernargument: Die Neurobiologie besitzt schlicht nicht das Vokabular, um über Freiheit zu sprechen. Wenn Forscher behaupten, sie hätten den freien Willen widerlegt, verwechseln sie elektrische Impulse mit bewussten Entscheidungen.
Merksatz: Bieri zeigt, dass verschiedene Wissenschaften verschiedene "Sprachen" sprechen - und nicht jede kann alles erklären.