Die Bergpredigt und Feindesliebe
Die Bergpredigt ist ein Teil des Matthäusevangeliums, in dem Jesus seine wichtigsten Lehren verkündet. Ein zentrales Element ist das Feindesliebe-Gebot, das eine Radikalisierung des Nächstenliebegebots darstellt. Es fordert dich auf, nicht nur deine Freunde, sondern auch deine Feinde zu lieben.
Was bedeutet Feindesliebe konkret? Nach Huber und Reuter bezeichnet sie eine aktive Haltung gegenüber Menschen, die dir feindlich gesinnt sind. Sie erfordert innere Stärke und zeigt sich im konkreten Handeln: Gewaltverzicht, provokative Kommunikation und das Durchbrechen des Vergeltungskreislaufs. Das Ziel ist, eine Verhaltensänderung bei deinem "Feind" zu bewirken, indem du mit Liebe auf ihn einwirkst.
Die Bergpredigt spricht auch vom Reich Gottes (RG), wobei zwei Perspektiven existieren: Die präsentische Eschatologie ("Das RG ist schon da") und die futurische Eschatologie ("Das RG steht noch aus"). Diese Spannung zwischen "schon" und "noch nicht" fordert Christen heraus, ihr Leben immer wieder zu hinterfragen.
💡 Feindesliebe einfach erklärt: "Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen" Mt5,43−45. Statt "Auge um Auge" fordert Jesus, dem Bösen nicht mit Gleichem zu begegnen, sondern die Gewaltspirale zu durchbrechen.
Die Umsetzung der Feindesliebe bietet Chancen wie Deeskalation, Versöhnung und gewaltfreien Widerstand. Sie stößt aber auch an Grenzen: Überlebensinstinkt, Angst und manchmal die Notwendigkeit, sich gegen extreme Gewalt zu verteidigen. Es gibt verschiedene Auslegungen der Bergpredigt durch die Kirchengeschichte, wie Luthers Zwei-Reiche-Lehre oder Schweitzers Interimsethik.