Das Menschenbild Jesu nach Drewermann
Nach Eugen Drewermann besteht die Besonderheit des Menschenbildes Jesu darin, dass er Gott allein zutraut, keinen Menschen fallen zu lassen oder auszuschließen. Jesus sieht in Gott jemanden, der den Menschen mit all seinen Fehlern und Schwächen annimmt – unabhängig davon, ob er als gut oder böse, gerecht oder ungerecht gilt.
Dies erklärt, warum Jesus sich besonders um diejenigen kümmerte, deren Leben aus den Fugen geraten war, die mit sich selbst nicht mehr zurechtkamen. In seinem Handeln betont Jesus die Liebe, Barmherzigkeit und Gleichheit aller Menschen vor Gott.
Aus diesem Menschenbild ergibt sich eine konkrete Forderung an uns: Wir sollen nicht über andere Menschen urteilen. Die Taten der Menschen sollen nicht als äußere Fakten bewertet werden, sondern es gilt, auf die dahinterliegenden Intentionen, Motive und Gefühle zu achten, bevor man sich ein Urteil bildet.
Statt Verurteilung fordert Jesus Hilfe, statt Ausgrenzung Begleitung. Dies ist die verantwortliche Antwort auf die "Herausforderung der menschlichen Tragödie". Jesu Menschenbild ist von einem Zuspruch geprägt, der gleichzeitig einen Anspruch an unser eigenes Handeln stellt.
Merke: Das Menschenbild Jesu nach Drewermann lädt uns ein, in jedem Menschen das Ebenbild Gottes zu sehen und mit Barmherzigkeit statt mit Verurteilung zu reagieren – eine Haltung, die auch heute noch revolutionär ist.