Theodizee - Wenn Gott und Leid aufeinandertreffen
Stell dir vor, du siehst in den Nachrichten von einer Naturkatastrophe - wo war Gott dabei? Theodizee vongriechisch"Theos"=Gottund"dike"=Gerechtigkeit versucht genau diese Frage zu beantworten: Wie kann man Gott rechtfertigen, obwohl es so viel Leid gibt?
Leid begegnet uns überall: Von Naturkatastrophen wie Erdbeben bis zu persönlichen Schicksalsschlägen wie Krankheit oder Verlust. Dabei unterscheiden wir zwischen selbstverschuldetem Leid (Unfall durch Leichtsinn) und unverschuldetem Leid (Naturkatastrophen). Außerdem gibt es das Böse - bewusstes schlechtes Handeln - und das Übel - unvermeidbares Leid durch Naturgewalten.
Die Theodizee-Frage kannst du nur stellen, wenn du an einen einzigen, allmächtigen und gütigen Gott glaubst, der sich für Menschen interessiert. In Religionen mit mehreren Göttern oder wo Leid als Karma gesehen wird, ergibt diese Frage keinen Sinn.
Merke dir: Die Theodizee-Frage entsteht nur dort, wo ein perfekter Gott und imperfekte Welt aufeinandertreffen!
Epikur bringt das Dilemma auf den Punkt: Kann Gott das Leid beseitigen, will aber nicht? Dann ist er nicht gütig. Will er, kann aber nicht? Dann ist er nicht allmächtig. Kann und will er nicht? Dann ist er nicht Gott. Kann und will er es? Warum gibt es dann noch Leid?
Leibniz' Antwort lautet: Gott erschuf "die beste aller möglichen Welten". Leid sei notwendig, damit wir das Gute erkennen können. Voltaire konterte jedoch nach dem Erdbeben von Lissabon 1755: "Wie schlecht müssen dann erst die anderen Welten aussehen?"