Medikamente - Grundlagen und Bedeutung

Medikamente sind überlebensnotwendig für viele Menschen. Bei älteren Patienten behandeln sie chronische Leiden wie Diabetes, während junge Leute sie meist nur kurzfristig nach Unfällen oder bei Grippe brauchen. Sie dienen der Heilung, Symptomlinderung, Prophylaxe oder Diagnostik.

Verschiedene Faktoren beeinflussen die Medikamentenwirkung stark. Körperliche Aspekte wie Alter, Gewicht und Vorerkrankungen spielen eine grosse Rolle. Auch seelisch-geistige Faktoren wie kulturelle Überzeugungen oder die psychische Belastung durch lebenswichtige Medis sind wichtig.

Arzneimittelformen gibt es in drei Hauptkategorien: fest (Tabletten, Kapseln), flüssig (Säfte, Injektionen) und halbfest (Salben, Zäpfchen). Spezielle Formen wie TTS-Pflaster bringen Wirkstoffe durch die Haut ins Blut, während normale Pflaster nur lokal wirken.

Wichtig: Magensaftresistente Tabletten niemals halbieren oder zerkleinern – sonst wirken sie nicht richtig!

Spezielle Tablettenformen und Definitionen

Retardtabletten setzen Wirkstoffe verzögert frei und wirken länger. Sublingualtabletten löst du unter der Zunge auf – sie wirken schneller, weil der Wirkstoff direkt über die Mundschleimhaut ins Blut gelangt.

Die wichtigsten Begriffe: Kurativ bedeutet heilend, palliativ lindert Symptome zur Verbesserung der Lebensqualität. Der Wirkstoff erzielt die gewünschte Wirkung, Hilfsstoffe sind Träger und beeinflussen Geschmack oder Haltbarkeit.

Generika sind Kopien von Originalmedikamenten mit gleichem Wirkstoff, aber möglicherweise anderen Hilfsstoffen. Krankenkassen bezahlen meist nur diese günstigeren Varianten. Nach Ablauf des Patentschutzes (mindestens 10 Jahre) dürfen andere Firmen das Medikament kopieren.

Die rechtlichen Grundlagen bilden das Heilmittelgesetz (HMG), das Betäubungsmittelgesetz (BetmG) und Swissmedic als Überwachungsbehörde. Medikamente werden in Kategorien A-E eingeteilt – von verschreibungspflichtig bis frei verkäuflich.

Merke: Bei jeder Medikamentengabe musst du das Medikament, die Dosierung, Datum, Uhrzeit und alle beteiligten Personen dokumentieren.

Applikationsarten und Kontraindikationen

Applikation beschreibt, wie und wo ein Medikament verabreicht wird. Lokale Applikation wirkt nur am Anwendungsort, systemische Applikation verteilt sich über das Blut im ganzen Körper.

Die verschiedenen Applikationswege haben spezifische Vorteile: Oral durch den Mund ist am häufigsten, subkutan ins Fettgewebe, intramuskulär in den Muskel oder intravenös direkt in die Vene. Transdermal durch die Haut oder rektal über den Mastdarm umgehen teilweise den Magen-Darm-Trakt.

Kontraindikationen verbieten die Medikamentengabe. Dazu gehören Schwangerschaft, Allergien, bestimmte Krankheiten oder andere Medikamente. Auch Lebensmittel können problematisch sein – Johanniskraut schwächt beispielsweise die Antibabypille.

Auf ärztlichen Rezepten müssen Name, Adresse und Unterschrift des Arztes sowie Name und Geburtsdatum des Patienten stehen. Die Packung braucht zusätzlich Medikamentenname, Dosierung und Behandlungsdauer.

Achtung: Grapefruit, Milch und Alkohol können Medikamentenwirkungen stark beeinflussen – immer die Packungsbeilage beachten!

Aufnahme, Verteilung und Ausscheidung

Pharmakokinetik beschreibt, was der Körper mit Medikamenten macht. Bei oraler Einnahme gelangen Wirkstoffe über Magen-Darm-Schleimhaut ins Blut und dann zur Leber.

Der First-Pass-Effekt ist entscheidend: Viele Wirkstoffe werden bereits beim ersten Leberdurchgang teilweise abgebaut. Das muss bei der Dosierung berücksichtigt werden. Manche Medikamente werden erst in der Leber zum eigentlichen Wirkstoff umgewandelt.

Verschiedene Applikationswege umgehen diesen Effekt unterschiedlich: Suppositorien nur teilweise, während sublinguale, TTS-Pflaster oder Injektionen direkt ins Blut gelangen. Die Verteilung erfolgt über den Blutkreislauf zu allen Organen.

Die Elimination findet hauptsächlich über Leber und Nieren statt. Wasserlösliche Substanzen werden über die Nieren ausgeschieden, fettlösliche über die Galle in den Darm. Geringe Mengen verlassen den Körper über Lunge, Schweiss oder Muttermilch.

Wichtig: Je nach Applikationsweg unterscheidet sich die Wirkstoffverteilung erheblich – das erklärt verschiedene Dosierungen für gleiche Wirkstoffe.

Nebenwirkungen und Medikamentenrechnen

Nebenwirkungen sind unerwünschte Wirkungen neben der beabsichtigten Hauptwirkung. Häufige Probleme betreffen Magen-Darm-Trakt (Übelkeit, Durchfall) oder das Zentralnervensystem (Kopfschmerzen, Müdigkeit).

Wechselwirkungen entstehen, wenn sich mehrere Medikamente gegenseitig beeinflussen. Die Häufigkeitsangaben helfen bei der Einschätzung: "Sehr häufig" bedeutet mehr als 1 von 10 Behandelten, "selten" mehr als 1 von 10'000.

Medizinisches Rechnen ist praktisch: 1% entspricht 1g pro 100ml, 1ml sind etwa 20 Tropfen. Bei einer 20%-igen Lösung sind 20g Wirkstoff in 100ml enthalten. Ampullen werden als Gesamtvolumen/Wirkstoffmenge angegeben.

Lagerung und Vorbereitung erfordern Sorgfalt: Medikamente gehören in verschliessbare Schränke, vor Kindern geschützt. Die 3-mal-Kontrolle und das 4-Augen-Prinzip verhindern Fehler. Abgelaufene Medikamente müssen fachgerecht entsorgt werden.

Merke: Die 6-R-Regel (richtiger Klient, Medikament, Dosierung, Applikationsart, Zeit, Dokumentation) ist dein wichtigster Sicherheitscheck!

Verabreichung und Überwachung

Verabreichung erfolgt nach klaren Regeln: Orale Medikamente mit 2-3dl Wasser in aufrechter Position geben. Bei Salben und TTS Handschuhe tragen – Wirkstoffe können über deine Haut aufgenommen werden.

Spezielle Applikationen brauchen besondere Aufmerksamkeit: Ohrentropfen auf Körpertemperatur erwärmen, Augentropfen nicht bei mehreren Klienten verwenden, Suppositorien mit feuchten Fingern einführen (aber kein Gleitmittel – das verzögert die Wirkstofffreisetzung).

Überwachung bedeutet auf Wirkung und Nebenwirkungen achten: Puls, Blutdruck, Bewusstsein kontrollieren. Besonders bei älteren Menschen können paradoxe Reaktionen wie Unruhe oder Verwirrung auftreten.

Dokumentation ist Pflicht: Du musst festhalten, welches Medikament der Klient erhalten hat, welche Wirkungen und Nebenwirkungen auftraten und was der Klient rückgemeldet hat. Auffälligkeiten sofort an diplomiertes Personal oder Arzt weiterleiten.

Tipp: Nahrungsaufnahme beeinflusst die Wirkung stark – manche Medikamente nüchtern, andere zu Mahlzeiten geben!

Komplikationen und Notfälle

Schluckstörungen löst du praktisch: Tabletten zerkleinern (wenn erlaubt), mit Joghurt mischen oder flüssige Alternativen verwenden. Der Tabletten-Falsch-Trick hilft beim Schlucken – grosse Tabletten in Wasser auflösen oder mit Spritze verabreichen.

Anaphylaxie ist der medizinische Notfall schlechthin – eine schwere allergische Reaktion. Ausgeschüttetes Histamin erweitert Blutgefässe, der Blutdruck sinkt drastisch, lebenswichtige Organe werden nicht mehr versorgt.

Die Symptome reichen von Hautreaktionen über Atemnot bis zum Kreislaufstillstand. Sofortmassnahmen: Medikamentenzufuhr stoppen, Beine anheben (Schocklagerung), Notfall alarmieren. Adrenalin verengt die Gefässe wieder, Antihistaminika blockieren die Histaminwirkung.

Adhärenz beschreibt die Therapietreue – Klienten sollen Medikamente wie verordnet einnehmen. Manche Gruppen (Demenzkranke, Suchtkranke) können das nicht. Bei Medikamentenverweigerung informierst du den Arzt, der über weitere Massnahmen entscheidet.

Notfall-Regel: Bei Anaphylaxie jede Sekunde zählt – sofort alarmieren und Schocklagerung durchführen!

Fehlermanagement und Sicherheit

Fehlermanagement ist überlebenswichtig – Medikamentenfehler können tödlich enden. Wichtig ist die systematische Analyse der Fehlerursachen, nicht die Schuldzuweisung. Fehler müssen gemeldet werden, auch anonym.

Bei Medikamentenverwechslung sofort handeln: Diplomierte Pflegefachperson und Arzt informieren, Klienten engmaschig überwachen, alles genau dokumentieren. Das interne Fehlermeldesystem hilft, dass andere aus Fehlern lernen können.

Praktische Sicherheitsregeln: Bei Unterbrechung des Richtens alle Medikamente zurück in den verschlossenen Schrank. Unzuverlässige Klienten bei der Einnahme kontrollieren. Medikamentenblister müssen klar beschriftet sein – unleserliche Etiketten sind gefährlich.

Die meisten Klienten nehmen Medikamente selbständig ein. Du unterstützt nur bei Bedarf und kontrollierst die ordnungsgemässe Einnahme. Übersichtliche Lagerung und das First-in-First-out-Prinzip verhindern, dass abgelaufene Medikamente verwendet werden.

Sicherheit geht vor: Lieber einmal zu oft nachfragen als einen gefährlichen Fehler machen – im Zweifel immer die diplomierte Pflegefachperson fragen!

Wichtige Medikamentengruppen Teil 1

Analgetika bekämpfen Schmerzen ohne zu narkotisieren. Nicht-Opioide wie Brufen hemmen die Schmerzübertragung, Opioide wie Morphin wirken im Zentralnervensystem. Paracetamol ist ab 5-10g täglich lebertoxisch – maximal 4g pro Tag!

Antibiotika bekämpfen bakterielle Infektionen. Vorsicht: Penicillin kann schwere Allergien auslösen, manche Antibiotika schwächen die Wirkung der Antibabypille. Antidementiva verzögern den Verlauf von Demenzerkrankungen.

Antidiabetika senken den Blutzucker – orale Varianten funktionieren nur mit eigener Insulinproduktion. Insulin gibt es als Lang-, Kurz- oder Mischpräparat. Bei falscher Dosierung droht gefährliche Unterzuckerung.

Antihypertensiva senken den Blutdruck über verschiedene Mechanismen: ACE-Hemmer erweitern Gefässe, können aber trockenen Husten verursachen. Beta-Blocker lassen das Herz langsamer schlagen, Calcium-Antagonisten verbessern die Herzdurchblutung.

Achtung: Paracetamol-Überdosierung ist extrem gefährlich – bei Leberschäden maximal 2g pro Tag statt der üblichen 4g!

Wichtige Medikamentengruppen Teil 2

Antikoagulantien hemmen die Blutgerinnung – Marcoumar langfristig, Fragmin kurzfristig. Hauptrisiko sind Blutungskomplikationen. Antimykotika behandeln Pilzinfektionen, meist mit lokalen Hautreaktionen.

Benzodiazepine wie Dormicum helfen bei Angst und Schlafstörungen, haben aber Suchtpotential. Bronchospasmolytika erweitern die Atemwege bei Asthma oder COPD. Diuretika fördern die Harnausscheidung zur Blutdrucksenkung.

Glukokortikoide (Cortison) bekämpfen Entzündungen kraftvoll, können aber bei längerer Anwendung Osteoporose, Gewichtszunahme und Immunschwäche verursachen. Bei Cortisonsprays kann Mundsoor auftreten.

Neuroleptika wirken antipsychotisch und beruhigend bei Wahnvorstellungen. Nitrate erweitern Herzkranzgefässe bei Angina pectoris. Laxantien fördern die Stuhlentleerung, können aber bei Dauergebrauch den Darm träge machen.

Wichtig: Viele dieser Medikamente haben starke Nebenwirkungen – regelmässige Kontrollen und Dosisanpassungen sind oft nötig!