Erregungsleitung im Nervensystem
Saltatorische Erregungsweiterleitung ist der Turbo-Modus deiner Nervenzellen. Bei myelinisierten Axonen sind die Nervenfasern von Schwannschen Zellen umhüllt, die wie Isolierband wirken. Diese Myelinscheiden machen die Axonmembran praktisch unerregbar für elektrische Reize.
Das Aktionspotential kann nur an den Ranvier-Schnürringen entstehen - das sind die kleinen Lücken zwischen den Isolierschichten. Hier liegt die Axonmembran frei und kann depolarisiert werden. Der Reiz "springt" dann über die Myelinscheide zum nächsten Schnürring, wo ein neues Aktionspotential entsteht.
Diese Art der Reizfortleitung erreicht über 100 m/s - perfekt für Reflexe, die blitzschnell ablaufen müssen. Der Nachteil? Myelinisierte Nervenbahnen verbrauchen mehr Energie als ihre einfacheren Verwandten.
Merkhilfe: Saltatorisch kommt von lateinisch "saltare" = springen. Das Signal springt von Schnürring zu Schnürring!
Kontinuierliche Erregungsweiterleitung funktioniert bei marklosen Axonen ohne Schwann-Zellen. Hier "wandert" das Aktionspotential Schritt für Schritt das Axon entlang und wird in jedem Abschnitt nach dem Alles-oder-nichts-Gesetz neu gebildet. Mit nur etwa 1 m/s ist diese Methode deutlich langsamer, aber energiesparender.
Lidocain nutzt dieses Wissen: Es blockiert spannungsabhängige Natrium-Kanäle und verhindert so die Erregungsweiterleitung - deshalb spürst du beim Zahnarzt nichts mehr. Dünne Nervenfasern werden dabei schneller blockiert als dicke.