Das literarische Werk als Kommunikationsraum
Sobald es um das geschriebene Werk geht, wird's richtig interessant: Beim Lesen entwickelst du automatisch ein Bild vom Autor - den abstrakten Autor. Das ist aber nur ein Konstrukt in deinem Kopf, nicht der echte Mensch! Deshalb ist es falsch, vom Werk direkt auf den realen Autor zu schließen.
Der abstrakte Leser ist das Gegenstück: Das Bild, das der Autor von seinen Lesern im Kopf hat. Dieses beeinflusst, wie er schreibt, welche Sprache er wählt und welche Themen er behandelt.
In der dargestellten Welt agiert der fiktive Erzähler, der die Geschichte erzählt. Er kann als Figur auftreten oder von außen beobachten. Dieser Erzähler richtet sich wiederum an den fiktiven Leser - manchmal spricht er dich sogar direkt an ("Lieber Leser...").
Das Modell hilft dir, Texte besser zu verstehen und zu interpretieren. Autoren können durch diese verschiedenen Ebenen richtig kreativ werden und dich als Leser geschickt in die Geschichte einbeziehen.
Praxistipp: Achte beim nächsten Lesen darauf, wie der Erzähler "spricht" - das verrät oft mehr über die Absichten hinter dem Text!