Der Spinnerin Nachtlied - Analyse und Interpretation
Brentanos Gedicht erzählt von einer Frau, die nachts allein spinnt und dabei von Erinnerungen an eine verlorene Liebe überwältigt wird. Der Gesang der Nachtigall löst immer wieder schmerzhafte Erinnerungen aus - sie symbolisiert sowohl die schöne Vergangenheit als auch den gegenwärtigen Verlust.
Die Form ist streng durchkomponiert: Sechs Strophen mit je vier Versen im umschließenden Reim (abba). Brentano nutzt einen dreihebigen Jambus mit wechselnden Kadenzen, was dem Gedicht einen fast liedartigen Charakter verleiht - typisch für die Romantik.
Besonders clever ist der Zeitwechsel: Ungerade Strophen stehen im Präteritum und beschreiben die glückliche Vergangenheit ("Da wir zusammen waren"), während gerade Strophen im Präsens die einsame Gegenwart schildern ("Ich sing' und kann nicht weinen").
Merktipp: Die Wiederholung "Da wir zusammen waren" zieht sich wie ein roter Faden durch das Gedicht und verstärkt die Sehnsucht.
Stilmittel wie Alliteration ("süßer Schall"), Tautologie ("klar und rein") und Personifikation der Nachtigall schaffen eine melancholische Atmosphäre. Das Spinnmotiv symbolisiert dabei die Ewigkeit - die Frau kann nicht loslassen und spinnt endlos weiter, genau wie ihre Gedanken um die verlorene Liebe kreisen.