Figurenkonstellation in "Der Trafikant"
Die Figurenkonstellation in Robert Seethalers Roman "Der Trafikant" ist komplex und vielschichtig. Im Zentrum steht der junge Franz Huchel, dessen Entwicklung von einem naiven Jungen zu einem erwachsenen Mann die Handlung vorantreibt.
Franz Huchel ist zu Beginn der Geschichte 17 Jahre alt, geboren am 1. August 1920 in Nußdorf am Attersee. Er wächst als uneheliches Kind bei seiner alleinerziehenden Mutter auf, ohne seinen Vater je kennengelernt zu haben. Franz hat eine enge Bindung zu seiner Mutter, muss aber nach Wien ziehen, um in der Trafik von Otto Trsnjek zu arbeiten.
Highlight: Die Beziehung zwischen Franz und seiner Mutter ist von großer Bedeutung für seine Charakterentwicklung.
Frau Huchel, Franz' Mutter, ist Mitte 40 und alleinstehend. Sie hatte eine Beziehung zu Alois Preininger, der ihr durch monatliche Zahlungen das Leben erleichterte. Nach Preiningers Tod schickt sie Franz nach Wien, bleibt aber in engem Kontakt mit ihm.
Otto Trsnjek ist ein Kriegsinvalide aus dem Ersten Weltkrieg und betreibt seit 1919 eine Trafik in Wien. Er wird für Franz zu einer Art Vaterfigur und Mentor. Trsnjek ist politisch interessiert und liest täglich Zeitung.
Charakterisierung: Otto Trsnjek wird als väterlicher Freund und politisch engagierter Mensch dargestellt.
Sigmund Freud, der berühmte Psychoanalytiker, ist über 80 Jahre alt und Stammkunde in Trsnjeks Trafik. Er wird zu einem wichtigen Gesprächspartner und Ratgeber für Franz.
Highlight: Die Beziehung zwischen Franz und Freud entwickelt sich zu einer besonderen Freundschaft, die Franz' Reifeprozess beeinflusst.
Anezka, eine 20-jährige Tänzerin aus Böhmen, wird Franz' erste große Liebe. Ihre Charakterisierung zeigt sie als blonde, rundliche Frau mit einer Zahnlücke, die einen böhmischen Dialekt spricht. Die Beziehung zwischen Franz und Anezka ist kompliziert, da sie für Franz nur eine von vielen Liebschaften ist.
Charakterisierung Anezka: Sie wird als erfahrene, aber auch flatterhafte junge Frau dargestellt, die Franz' Naivität erstaunt.
Weitere wichtige Nebenfiguren sind:
- Der Briefträger (Herbert Pfundner), der die Einschränkung der Persönlichkeitsrechte durch die Nationalsozialisten bemerkt, aber nicht eingreift.
- Eduard Rophuber, ein Fleischermeister, den Otto der Spitzelei verdächtigt.
- "Der Rote Egon" (Hubert Ponstingl), ein Kunde der Trafik, der sich trotz Verbots als Sozialdemokrat bekennt.
- Heinzi, ein Vertrauter von Anezka, der Hitler als Hund parodiert.
Die Figurenkonstellation spiegelt die komplexe gesellschaftliche und politische Situation im Wien der 1930er Jahre wider, wobei der aufkommende Nationalsozialismus eine zunehmend bedrohliche Rolle spielt.
Highlight: Die verschiedenen Charaktere repräsentieren unterschiedliche Haltungen und Schicksale in der Zeit des aufkommenden Nationalsozialismus.
