Literarische Symbole in "Der Trafikant"
Diese Seite bietet eine detaillierte Analyse der wichtigen Symbole in Robert Seethalers Roman "Der Trafikant". Die Symbole werden chronologisch nach ihrem Auftreten im Roman aufgeführt und ihre Bedeutung für die Interpretation des Werkes erläutert.
Highlight: Die meisten Symbole in "Der Trafikant" fungieren als Vorausdeutungen oder Veranschaulichungen unheilvoller Entwicklungen.
Geranie (S. 8, 246)
Die Geranie taucht zu Beginn und am Ende des Romans auf und markiert so eine bedeutsame Entwicklung.
Quote: "Nach dem Unwetter leuchtet an der Hütte ein einzelnes Geranienblütenblatt wie ein zartroter Hoffnungsschimmer" (S. 8)
Zu Beginn steht die Geranienblüte für Unversehrtheit und Zuversicht. Am Ende des Romans wird einer Geranie mit einer Schere ein Blütenkopf abgeschnitten, was auf Hoffnungslosigkeit und den bevorstehenden Tod des Protagonisten verweist.
Kuh (S. 18f.)
Während Franz' Zugfahrt nach Wien wird die Reise von einer toten Kuh auf den Gleisen unterbrochen.
Vocabulary: Kieselsteine - kleine, abgerundete Steine, oft in Flüssen oder an Stränden zu finden
Die Augen der toten Kuh erinnern Franz an die stumpfen Kieselsteine aus dem See und die damit verbundene Enttäuschung. Dieses Symbol steht für das Ende des ungestörten Landlebens und deutet auf kommende Enttäuschungen sowie Franz' eigenen Tod hin.
Nachtfalter (S. 109 f., 113)
Der Nachtfalter erscheint nach Franz' erstem Besuch in der "Grotte" und Anezkas Stripteasetanz.
Example: Franz beobachtet, wie ein Nachtfalter an einer Lampe verglüht. Er nimmt ihn mit und bewahrt ihn in einer Schublade mit bedeutsamen Dingen auf.
Der sterbende Falter symbolisiert die verletzten Gefühle des Protagonisten. Die Formulierung, dass der Falter "aus der Nacht gefallen" ist (S. 185), steht für Franz' emotionalen Sturz und seine Desillusionierung.
Pestvogel (S. 137)
Der Pestvogel, auch als Seidenschwanz bekannt, taucht während eines Gesprächs zwischen Sigmund Freud und Franz im Volksgarten auf.
Definition: Pestvogel (Seidenschwanz) - eine Vogelart, die in der Folklore oft mit Unheil in Verbindung gebracht wird
Freud interpretiert das Erscheinen des Vogels als Vorausdeutung auf kommende Katastrophen, was die düstere Atmosphäre des Romans verstärkt.
Zahnverlust (S. 185)
Franz verliert einen Schneidezahn, als er aus dem Gestapo-Hauptquartier hinausgeworfen wird.
Highlight: Der Verlust des Zahns symbolisiert sowohl die inneren als auch die bevorstehenden äußeren Verletzungen von Franz.
Dieses Symbol unterstreicht die zunehmende Gewalt und Bedrohung, der Franz ausgesetzt ist.
Hose (S. 240 ff.)
Als Akt des Widerstands hängt Franz die Hose Otto Trsnjeks nachts an den Fahnenmast vor dem Gestapo-Hauptquartier.
Quote: "Sie weht dort morgens im Wind wie ein riesiger Zeigefinger" (S. 242)
Im Gegensatz zu den anderen Symbolen steht die Hose für positive Werte wie Unabhängigkeit und Standhaftigkeit. Mit dieser Geste bekennt sich Franz zu diesen Werten, auch wenn sie letztlich zu seiner Verhaftung führt.
Die Analyse dieser Symbole verdeutlicht, wie Seethaler in "Der Trafikant" literarische Mittel einsetzt, um die Entwicklung des Protagonisten und die zunehmend bedrohliche politische Lage im Wien der 1930er Jahre zu veranschaulichen. Die Sprache des Romans wird durch diese Symbole bereichert und ermöglicht eine tiefere Interpretation der Handlung und der Charaktere.