Einschüchterung, Erpressung und das Scheitern der Gerechtigkeit
Jetzt wird Adam richtig gefährlich: Er erpresst und bedroht die Zeugin Eve systematisch. Er spielt seine Machtposition aus ("Gottes Richtstuhl"), manipuliert sie mit falschen Aussagen und droht sogar ihrem Verlobten Ruprecht.
Adams Einschüchterungsstrategie ist perfide durchdacht: "Du weißt, die weißen Wände zeugen nicht" - er macht Eve klar, dass niemand einem einfachen Mädchen gegen einen Richter glauben wird. Das ist psychische Gewalt und Machtmissbrauch in extremer Form.
Das Erschreckende: Gerichtsrat Walter erkennt die Tragweite nicht! Er bezeichnet Adams Erpressung als harmloses "Geschwätz" und lässt sogar zu, dass Frau Marthe die Befragung übernimmt. Ein totales Systemversagen der Justiz.
Kleists Message ist klar: Das Problem liegt nicht nur bei einem korrupten Einzeltäter wie Adam, sondern bei einer Gerichtsbarkeit, die Verbrechen nicht erkennt oder bagatellisiert. Die "Ehre des Gerichts" wird wichtiger als die Wahrheit - ein zeitloses Problem, das auch heute noch relevant ist.
Für deine Interpretation: Das Lustspiel entlarvt, wie Gerechtigkeit scheitert, wenn die Kontrollinstanzen versagen und Macht über Wahrheit gestellt wird.