Die Stadt von Georg Heym - Düstere Großstadtvision
Stell dir vor, du stehst nachts vor einem riesigen Fenster und blickst auf eine Stadt, die eher wie ein bedrohlicher Organismus aussieht als ein Ort zum Leben. Genau diese beklemmende Atmosphäre schafft Georg Heym in seinem expressionistischen Gedicht.
Das Gedicht beginnt mit einer nächtlichen Szenerie, die durch Enjambements (Zeilensprünge) abgehackt und unruhig wirkt. Die "tausend Fenster" sind personifiziert - sie "blinzeln" wie Augen, was der Stadt etwas Lebendiges, aber auch Unheimliches verleiht.
Das Hauptmotiv findest du in Vers 5: "Wie Aderwerk gehn Straßen durch die Stadt." Heym vergleicht die Stadt mit einem Körper - die Straßen sind Adern, die Menschen das Blut. Diese Metapher zeigt, wie abhängig die Menschen von der Stadt geworden sind.
Die Menschen werden als "unzählige" Masse beschrieben, die "aus und ein" schwemmt. Individualität geht völlig verloren - jeder wird Teil eines anonymen Kollektivs. Selbst ihre Worte klingen "stumpf" und eintönig.
Merke dir: Das Gedicht kritisiert, wie die moderne Großstadt Menschen entmenschlicht und zu einer gesichtslosen Masse macht.
Am Ende wird die Stadt richtig bedrohlich: "Schein und Feuer" sowie die "Wolkenwand" wirken wie Gefängnismauern. Die Stadt wird vom Lebensraum zur Falle, die Menschen einschließt und bedroht.