Das tragische Ende
Die Kerkerszene bildet die Katastrophe der Gretchentragödie. Faust dringt zu der zum Tode verurteilten Gretchen vor, die ihn zunächst für den Henker hält. Als sie ihn erkennt, ist sie zerrissen zwischen Liebe und der Angst vor weiterer Verdammnis.
Faust will sie zur Flucht bewegen, doch Gretchen weigert sich. Sie hat erkannt, dass weitere Sünden sie nur tiefer ins Verderben stürzen würden. Stattdessen übergibt sie sich Gottes Händen - eine bewusste Entscheidung für das Gute.
Mephisto drängt zur Eile und verkündet: "Sie ist gerichtet!" Doch vom Himmel ertönt eine Engelsstimme: "Ist gerettet!" Dieser Kontrast zeigt den Unterschied zwischen teuflischer und göttlicher Gerechtigkeit.
Wichtige Erkenntnis: Gretchen findet durch Reue und Gottvertrauen Erlösung, während Faust weiterhin an Mephistos Seite bleibt.
Während Gretchen gerettet wird, fliehen Mephisto und Faust gemeinsam - ein bitteres Ende für die unschuldige Liebe. Fausts Wette mit dem Teufel geht weiter, doch der Preis war das Leben und die Unschuld eines jungen Mädchens.
Das Ende zeigt Goethes zentrale Botschaft: Wahre Erlösung kommt nicht durch Wissen oder Genuss, sondern durch Liebe, Reue und Gottvertrauen. Gretchen verkörpert diese Tugenden und wird deshalb gerettet, während Faust seinen Weg mit dem Teufel fortsetzt.