Gretchens Ende und Erlösung
Im Dom wird Gretchen von ihrem schlechten Gewissen gequält - sie erkennt ihre Schuld am Tod der Mutter und ihre Schwangerschaft. Die gesellschaftliche Verurteilung hat sie völlig verinnerlicht, und sie sieht keinen anderen Ausweg, als ihr neugeborenes Kind zu töten.
Als Faust sie aus dem Kerker befreien will, ist Gretchen bereits völlig verwirrt. Sie schwankt zwischen Erinnerungen an ihre gemeinsame Liebe und dem Bewusstsein ihrer schrecklichen Taten. Durch Fausts Kuss erkennt sie, dass er sie nicht mehr wirklich liebt.
Gretchens finale Stärke zeigt sich darin, dass sie die Flucht mit Faust ablehnt. Sie will sich dem Gottesgericht stellen und bittet um Vergebung für ihre Sünden. Diese Reue und Einsicht führt zu ihrer Erlösung - eine Stimme von oben verkündet "ist gerettet".
Faust hingegen entkommt zwar mit Mephisto, aber seine Erlösung bleibt fraglich. Im Prolog im Himmel hatte Gott gesagt, dass Menschen trotz ihrer Irrwege auf den rechten Pfad zurückfinden - doch bei Faust ist das noch nicht der Fall.
Prüfungstipp: Die "Gretchenfrage" ist heute noch ein geläufiger Begriff für eine Frage, die jemanden zu einem unangenehmen aber notwendigen Bekenntnis zwingt.