Grundlagen der Gedichtsanalyse
In der Gedichtsanalyse achtest du auf das Metrum, also das Betonungsmuster. Der Jambus unbetont−betont:XX und der Trochäus betont−unbetont:Xx sind die häufigsten Versmaße mit zwei Silben. Bei drei Silben gibt es den Daktylus (XXX) und den Anapäst (XXX). Besondere Versformen sind der sechshebige Alexandriner und der Hexameter mit sechs Daktylen.
Der Anfang eines Verses kann mit einem Auftakt (betonte Silbe) oder auftaktlos (unbetonte Silbe) beginnen. Wenn das Versmaß und die natürliche Wortbetonung nicht übereinstimmen, spricht man von schwebender Betonung - ein Stilmittel, das Dichter bewusst einsetzen können.
Die Kadenzen beschreiben den Versausklang: weiblich mit unbetonter letzter Silbe oder männlich mit betonter Endsilbe. Das Reimschema gibt Aufschluss über die Struktur des Gedichts. Zu den wichtigsten gehören der Paarreim (aa bb), Kreuzreim (abab), umarmender Reim (abba) und schweifender Reim (aab ccb).
💡 Tipp: Die Wirkung eines Reimschemas verrät viel über die Absicht des Dichters! Ein Paarreim wirkt einfach und harmonisch, ein Kreuzreim dynamisch und ein umarmender Reim kompliziert und spannungsvoll.
Weitere Reimformen sind der Haufenreim (aaaa), Kettenreim (ab ab cb) und die dreifache Reimreihe (abc abc). Der Binnenreim versteckt sich innerhalb eines Verses, während der Stabreim (Alliteration) gleiche Anfangslaute nutzt. Eine Waise ist ein Versende ohne Reim. Das Enjambement oder der Zeilensprung tritt auf, wenn ein Satz über das Versende hinausgeht und in der nächsten Zeile fortgesetzt wird.