Deutungsansätze - Was steckt dahinter?
Psychologisch zeigt die Novelle die Adoleszenz als Zeit der Unsicherheit. Mahlke kompensiert sein körperliches "Stigma" durch Höchstleistungen und sucht verzweifelt nach sozialer Anerkennung. Seine Marienverehrung hat sogar sexuelle Untertöne - Religion wird zum Ersatz für fehlende Anerkennung.
Historisch-soziologisch entlarvt Grass das kleinbürgerliche Milieu und den Erfolg des Nationalsozialismus. Mahlkes Weg spiegelt die deutsche Kriegsentwicklung wider: Anfangserfolge, Wende 1942, schließlich die Niederlage. Die Schule wird zum Ort der NS-Propaganda mit ihren Heldenvorträgen.
Pilenz' Schuld ist zentral: Er betont Mahlkes Stigma durch das Katzen-Spiel und wirft am Ende den Dosenöffner weg, den Mahlke zum Überleben braucht. Das Schreiben wird zur Vergangenheitsbewältigung aus Schuldgefühl.
Die Novelle kritisiert die Verdrängung der NS-Zeit in den 1960er Jahren und zeigt, wie Individuen von der Gesellschaft im Stich gelassen werden. Religion und Militär werden als falsche Sinnangebote für verunsicherte Jugendliche entlarvt.
Zeitkritik: Grass wendet sich gegen die herrschende Erinnerungskultur der Nachkriegszeit und fordert eine ehrliche Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit.