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Literarische Erörterung zu „Woyzeck“

9.9.2023

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Friederike Spanier
Literarische Erörterung - Anwendung auf das Drama ,,Woyzeck"
12-De-LK-1
In einer Rezension zu Georg Büchners Drama ,,Woyz
Friederike Spanier
Literarische Erörterung - Anwendung auf das Drama ,,Woyzeck"
12-De-LK-1
In einer Rezension zu Georg Büchners Drama ,,Woyz

Friederike Spanier Literarische Erörterung - Anwendung auf das Drama ,,Woyzeck" 12-De-LK-1 In einer Rezension zu Georg Büchners Drama ,,Woyzeck“ heißt es, es sei sinnvoll, wenn auch nicht unbedingt zwingend, die soziale Thematik als übergeordnet zu betrachten und das „Dreieck der Eifersucht" als Veranschaulichung der gesellschaftlichen Verhältnisse zu verstehen. ,,Woyzeck" sei eher eine soziale Tragödie als eine Eifersuchtstragödie. ,,Woyzeck" wurde von Georg Büchner, einem jungen Mediziner, Naturwissenschaftler, Revolutionär und Schriftsteller, zur Zeit des Vormärz, kurz vor seinem Tod 1837 geschrieben. Das Drama konnte allerdings nie fertig gestellt werden und ist nur als Fragment erhalten. Der Originaltext ist darüber hinaus in mehreren Entwürfen überliefert. Die Anordnung der einzelnen Szenen kann deswegen von Version zu Version und von Aufführung zu Aufführung variieren. Es wird das Schicksal des mittellosen Soldaten Franz Woyzeck beschrieben, anhand dessen prekärer Existenz die gesellschaftlichen Missstände des Vormärz deutlich werden. Woyzeck wird sowohl von seinem Vorgesetzten, dem Hauptmann, als auch von einem sadistischen Doctor schikaniert, für den er gegen geringe Bezahlung medizinische Versuche an sich durchführen lässt. Er ist durch seine schwierige Lebenssituation und die Experimente des Doctors psychisch sehr instabil. Zusammen mit den Stimmen, die er immer wieder in seinen Wahnvorstellungen hört, kann er als schizophren bezeichnet werden. Mit seiner Freundin Marie hat Woyzeck ein uneheliches Kind. Marie fühlt sich in der unteren Gesellschaftsschicht ohne jegliches Ansehen der...

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Bevölkerung unwohl und sehnt sich nach einem gesellschaftlichen Aufstieg, der mit Woyzeck an ihrer Seite nicht möglich zu sein scheint. Sie lässt sich auf eine Affäre mit dem stattlichen Tambourmajor ein. Woyzecks Eifersucht und seine aus den Demütigungen und Misshandlungen resultierenden Halluzinationen bringen ihn dazu, seine Freundin Marie eines Nachts an einem See vor der Stadt umzubringen. Bei der Betrachtung des Dramas stellt sich die Frage, über die in der Rezension bereits ein Urteil gebildet wurde: Handelt es sich um eine Eifersuchtstragödie oder überwiegt der gesellschaftliche Aspekt? „V cck" als Eifersuchtstragödie würde sich auf diverse Nebensäc ichkeiten und Charaktere konzentrieren, die für den Verlauf des Dramas nicht maximal bedeutend sind. Beispielsweise sind wichtige Figuren wie der Hauptmann und der Doctor irrelevant für die Eifersuchtstragödie. Sie stehen in keinem Zusammenhang zu Marie und bieten Platz, um an der Theorie der Eifersuchtstragödie zu zweifeln. Jedoch sind sie für die Demütigung Woyzecks verantwortlich, wie zum Beispiel die Aussage ,,O Er ist dumm, ganz abscheulich dumm." (Z. 11-12) des Hauptmanns in Szene 5 oder die Aufforderung des Doctors an seine Studenten ,,[...] fühlen Sie meine Herren fühlen Sie." (Z. 36) zusammen mit der Regieanweisung ,,Sie betasten ihm [(Woyzeck)] Schläfe, Puls und Busen." (Z. 37) in Szene 18, sowie viele weitere Textstellen zeigen. Dies verdeutlicht den gesellschaftlichen Aspekt in Woyzeck. Des Weiteren übt Büchner Kritik an der feudalen Gesellschaft. Marie beklagt sich in der Szene 4 über die soziale Ungerechtigkeit ,,und doch hab' ich einen so rothen Mund als die großen Madamen [...]“ (Z. 24-27). Sie hält sich für genauso schön wie die Frauen der feudalen Gesellschaft und sagt, sie habe es genauso verdient umworben zu werden. Da Marie sich so sehr nach einem gesellschaftlichen Aufstieg sehnt, der ihr mit dem psychisch kranken Woyzeck und dem unehelichen Kind nicht möglich ist, lässt sie sich auf eine Affäre mit dem höhergestellten Tambourmajor ein. Dabei geht es ihr nicht um die menschliche Seite der Person des Tambourmajors, der darum im Drama auch nur unspezifisch, ohne Namen, dargestellt wird, sondern um Anerkennung der Gesellschaft, sozialen Aufstieg und Reichtum. Der Tambourmajor ist in Maries Augen der bessere Mann. Er ist attraktiver, stärker und höher gestellt als Woyzeck. Dies demonstriert er in Szene 14 bei einer Prügelei mit Woyzeck im Wirtshaus. Ein besserer Mensch ist er jedoch nicht, was zum Beispiel durch seine animalischen Züge an verschiedenen Stellen im Drama, auch bei der Prügelei in Szene 14 deutlich wird. Marie ist mit der oberflächlichen Beziehung zum Tambourmajor ,,stolz vor allen Weibern" (Szene 6, Z. 22-23). Hier sind auch animalische Züge bei Marie erkennbar. Der ersehnte Reichtum wird bruchstückhaft in Szene 4 Friederike Spanier 12-De-LK-1 dargestellt, als Marie ,,ein Stückchen Spiegel in der Hand" (Z. 13) hält und darin die Ohrringe betrachtet, die ein Geschenk ihres Verehrers sind. Durch die Schuldgefühle der Marie, die ebenfalls in Szene 4 zum Vorschein kommen, als sie sich Woyzeck gegenüber rausredet, woher sie die Ohrringe hat und angibt sie „gefunden“ (Z. 37) zu haben, wird die Fatalität des Materialismus thematisiert, welcher hier durch das Statussymbol des Ohrrings aufgezeigt wird. Auch der Tambourmajor stellt für Marie nicht mehr als ein Statussymbol dar. Der soziale Aufstieg, der hier durch den Schmuck und den Tambourmajor symbolisiert wird, ist Marie wichtiger als jegliche Moral. Mit dem Drang nach einem besseren Leben durch einen Aufstieg wendet sie sich der Unterschicht ab. Auch bei Woyzeck ist diese Abkehr durch den Mord an Marie zu erkennen. Es besteht kein Gemeinschaftsgefühl oder Zusammenhalt, sondern purer Egoismus in der Unterschicht. Diese thematisierte Ungerechtigkeit zwischen den Gesellschaftsschichten und das nicht vorhandene Zugehörigkeitsgefühl der Marie und des Woyzeck sind deutliche Gesellschaftskritik Büchners. Dem gegenüber steht, dass Marie sich den sozialen Aufstieg aus Eifersucht der Oberschicht gegenüber wünscht und auch das Mordmotiv des Woyzecks Eifersucht ist, wie unter anderem in den Wirtshausszenen (Szenen 11, 14) deutlich wird, als Woyzeck Marie und den Tambourmajor beim Tanzen beobachtet und es zur Prügelei kommt. Dennoch lässt sich betonen, dass es sich nur um einen von mehreren Handlungssträngen des offenen Dramas handelt. So wird nicht beachtet, wie es zu einer solchen Eifersucht und einem solchen Kontrollverlust des Woyzeck kommen konnte, dass er im Stande ist seine Freundin zu töten, wie es ihm seine Wahnvorstellungen, folgend aus den Experimenten und der Demütigung des Doctors und des Hauptmanns, befehlen. Auch die verzweifelte Lebenssituation der Armut und die dadurch entstehende psychische Belastung werden bei ausschließlicher Betrachtung des Eifersuchtsmotivs nicht beachtet. Zusammengefasst lässt sich sagen, dass eine einseitige Betrachtung des Dramas als Eifersuchtstragödie nicht angemessen wäre. Natürlich gibt es auch Elemente der Eifersucht, jedoch ist dies nicht der Kernaspekt von ,,Woyzeck". Vielmehr geht es darum, wie ein einfacher Mann aus der Unterschicht von der Gesellschaft zum tief verzweifelten und psychisch kranken Mörder gemacht wird. Büchner kritisiert die gesellschaftlichen Abgründe, die im Drama durch die Demütigung und Misshandlung Woyzecks gezeigt werden. Franz Woyzeck wird nur noch als Objekt der höheren Gesellschaftsschichten, vertreten durch den Hauptmann und den Doctor, angesehen. Und auch Marie muss mit der Demütigung der Bevölkerung aufgrund des unehelichen Kindes Leben. Erst durch diesen äußeren Druck und die schlechten Lebensbedingungen der unteren Bevölkerungsschicht kann überhaupt Eifersucht entstehen. Dadurch ist die in der Rezension verwendete Symbolik ,,Dreieck der Eifersucht" sehr passend. Allein die Biographie Georg Büchners spricht für einen tiefgründigeren Kontext als nur eine Eifersuchtstragödie. Büchner setzt sich Zeit seines Lebens für Freiheit und Bürgerrechte ein, wobei er keiner Kritik gegenüber der feudalen Gesellschaft scheut. In seiner Flugschrift "Der hessische Landbote" richtet er sich gegen die herrschenden Verhältnisse in Hessen und ruft die Bauern zu einer Revolution auf. Die Flugschrift stand unter der Losung "Friede den Hütten, Krieg den Palästen". Auch in ,,Woyzeck" setzt er erstmals eine Person der untersten Schicht, einen Antihelden, als Protagonisten ein, was zur Zeit des Vormärz revolutionär gewesen ist. Zuvor haben die Dramen in der Oberschicht beziehungsweise dem Adel gespielt. Es ist deutlich zu sehen, dass Büchner sich in seinen Werken immer mit gesellschaftskritischen Themen beschäftigt. Er ist in ,,Woyzeck" der Frage ,,Was ist das, was in uns lügt, mordet, stiehlt?“ (Brief an die Braut Wilhelmine Jaeglé, Februar 1834) nachgegangen und hat Antwort darauf gefunden. Das Schicksal, dass nichts funktioniert macht den Menschen eifersüchtig und schließlich zum Mörder. ,,Woyzeck" ist eine Gesellschaftstragödie, welche das Motiv der Eifersucht resultierend beinhaltet. Wörter: 1241