Die Wahrheit hinter dem Mythos
Medea wird zum Sündenbock, obwohl sie unschuldig ist. Sowohl Korinth als auch Kolchis sind auf Morde an Kindern gegründet - Iphinoe in Korinth, Absyrtos in Kolchis. Medea deckt diese Verbrechen auf und wird deshalb zur Bedrohung für die Mächtigen.
Die patriarchalische Gesellschaft braucht einen Schuldigen für Pest und Ernteausfälle. Medeas Fremdheit und ihre Überlegenheit als heilkundige Frau machen sie zum perfekten Opfer. Akamas und Agameda verbreiten gezielt Lügen über sie.
Christa Wolfs Medea ist komplett anders als die antike Version von Euripides. Statt rachsüchtig und brutal ist sie hilfsbereit und gerecht. Sie kämpft gegen Missstände, anstatt aus Eifersucht zu morden. Am Ende verliert sie alles - aber "manchmal sehen Verlierer mehr als Sieger".
💡 Prüfungstipp: Wolf nutzt vor allem weibliche Stimmen, um Medeas Geschichte zu erzählen - das zeigt ihre feministische Interpretation des Mythos.
Die strukturelle Gewalt der Politik wird durch beide Städte deutlich: Machterhalt durch Kindermord, Sündenbockrituale und die Unterdrückung von Frauen, die die Wahrheit aussprechen.