Die Bedeutung der Trafik im Roman "Der Trafikant"
Der Roman "Der Trafikant" von Robert Seethaler stellt die Trafik als zentralen Handlungsort in den Mittelpunkt. Diese kleine Tabak- und Zeitungshandlung in Wien wird zum Schauplatz für die Entwicklung des Protagonisten Franz und spiegelt gleichzeitig die gesellschaftlichen und politischen Veränderungen der Zeit wider.
Erste Eindrücke des Verkaufsraums
Die Trafik wird als ein winziger, vollgestopfter Verkaufsraum beschrieben. Beim Betreten erklingt ein typisches, vertrautes Glöckchen. Der Raum ist dunkel, da die Schaufensterscheibe mit Werbung vollgeklebt ist, was auf ein möglicherweise älteres Geschäft hindeutet. Der charakteristische Geruch von Tabak, Papier und Druckerschwärze verleiht dem Raum eine gemütliche und beharrliche Atmosphäre.
Highlight: Die detaillierte Beschreibung des Verkaufsraums vermittelt dem Leser ein lebendiges Bild der Trafik und ihrer Atmosphäre.
Die Bedeutung der Zeitungslektüre
In der Trafik wird dem Lesen von Zeitungen eine besondere Bedeutung beigemessen. Es wird als Möglichkeit gesehen, den eigenen Horizont zu erweitern. Der Erzähler bezeichnet es sogar als "das einzig Wichtige, das einzig Bedeutsame und Relevante am Trafikantdasein". Das Zeitungsgeschäft wird als Kerngeschäft jeder ernstzunehmenden Trafik betrachtet.
Quote: "Keine Zeitung zu lesen hieße ja auch, kein Trafikant zu sein, wenn nicht gar: kein Mensch zu sein" (S.25)
Interpretation: Dieses Zitat unterstreicht die zentrale Rolle der Zeitungslektüre nicht nur für den Beruf des Trafikanten, sondern auch für das Menschsein an sich. Es betont die Wichtigkeit von Bildung, Aufklärung und der Fähigkeit, sich eine eigene Meinung zu bilden.
Das Rauchzeug und seine Bedeutung
Neben Zeitungen spielen Zigaretten und Zigarren eine wichtige Rolle in der Trafik. Während Zigaretten als alltägliche Ware zur Befriedigung der Sucht dienen, werden Zigarren als etwas Besonderes dargestellt. Sie verwandeln den Zeitungsverkauf in eine "vollkommene Trafik" und den Laden durch ihr Aroma, ihren Geruch und Geschmack in einen "Tempel".
Vocabulary: Trafik - österreichischer Begriff für einen Tabak- und Zeitungsladen
Franz' Arbeitsalltag
Franz' Arbeitstag in der Trafik beginnt um 6 Uhr morgens. Zu seinen Aufgaben gehören:
- Das Lesen der Morgenzeitung, um über Weltgeschehnisse informiert zu sein
- Das Einräumen der Zeitungen in die Regale
- Die Inspektion der Zigarren
- Die Beratung der Kunden
Example: Franz sitzt morgens auf einem Hocker neben der Eingangstür und liest die Zeitung, um sich auf den Tag und die Kundengespräche vorzubereiten.
Die Kunden der Trafik
Die Kundschaft der Trafik ist vielfältig und umfasst Menschen jeden Alters und aus allen sozialen Schichten. Dazu gehören Schulkinder, Studenten, Arbeiter und Rentner. Die meisten sind Stammkunden, die regelmäßig den Laden besuchen. Der Erzähler unterteilt die Kunden in "gute" und "schlechte", wobei Franz angehalten wird, sich alle zu merken, da "der Kunde König" ist.
Highlight: Die Trafik wird als ein Mikrokosmos der Gesellschaft dargestellt, in dem sich die verschiedenen sozialen Gruppen begegnen und interagieren.
Die Trafik als Rückzugsort und Ort des Erwachsenwerdens
Im Gegensatz zum hektischen Treiben der Stadt Wien wird die Trafik als ruhiger, heimeliger und überschaubarer Ort beschrieben. Für Franz wird sie zu einem neuen Zuhause und einer eigenen Welt. Hier übernimmt er erstmals Verantwortung und Verpflichtungen, was den Laden zu einem Ort des Erwachsenwerdens macht.
Interpretation: Die Trafik symbolisiert einen Übergangsraum zwischen Kindheit und Erwachsenenalter für Franz, in dem er wichtige Lebenserfahrungen sammelt und seine Persönlichkeit entwickelt.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Trafik in Robert Seethalers Roman "Der Trafikant" weit mehr ist als nur ein Verkaufsraum. Sie ist ein Ort der Bildung, der sozialen Interaktion und der persönlichen Entwicklung, der die komplexen gesellschaftlichen und politischen Veränderungen der Zeit widerspiegelt.