Zwei Königinnen im Kontrast
Maria und Elisabeth sind perfekte Gegenfiguren (Antagonistinnen). Schiller konstruiert bewusst maximale Kontraste zwischen ihnen.
Maria: Gefühlvoll, offen, schuldig aber schuldbewusst, vertrieben, liebesfähig. Sie weckt Leidenschaften und steht für das Prinzip der Neigung. Ihre Entwicklung führt von der Sünderin zur geläuterten Märtyrerin.
Elisabeth: Rational, verschlossen, mächtig aber unsicher, vom Volk verehrt, liebesunfähig. Sie verkörpert Pflicht und Staatsraison, versteckt aber ihre wahren Gefühle hinter königlichem Zeremoniell.
Der Wendepunkt liegt im direkten Aufeinandertreffen: Maria zeigt ihre königliche Hoheit im Sterben, während Elisabeth zur "feigen, unselbstständigen" Frau wird, die Verantwortung abschiebt.
💡 Schillers Kunstgriff: Keine der beiden ist nur gut oder böse - beide sind menschlich und tragisch!
Die Eifersucht auf Marias natürliche Schönheit und Anziehungskraft wird zu Elisabeths verhängnisvollem Motiv. Persönliches wird politisch.