Theorien der Unterentwicklung und ihre Implikationen
Die Theorien der Unterentwicklung bieten verschiedene Erklärungsansätze für die Entstehung und Persistenz von räumlichen Disparitäten auf globaler Ebene. Zwei zentrale Theorien in diesem Kontext sind die Modernisierungstheorie und die Dependenztheorie.
Die Modernisierungstheorie geht davon aus, dass Entwicklungsländer sich nur dann entwickeln können, wenn sie in allen Bereichen zur "Modernisierung" bereit sind. Dies impliziert:
- Die Notwendigkeit, Entwicklungshemmnisse zu beseitigen, um den Staat zu modernisieren.
- Eine Transformation der Gesellschaft von einer agrarisch geprägten, staatlich und religiös beeinflussten Ordnung zu einer industriell bestimmten, dynamischen und weitgehend säkularisierten Gesellschaftsordnung.
- Die Überwindung von Entwicklungsrückständen durch die Nutzung eigener Ressourcen und gegebenenfalls externer Hilfe.
Definition: Die Modernisierungstheorie versteht Fortschritt als Angleichung an die wesentlichen Merkmale von Industriestaaten.
Im Gegensatz dazu betont die Dependenztheorie:
- Die Existenz hierarchischer Abhängigkeiten zwischen Industrie- und Entwicklungsländern.
- Die Machtausübung der Industrieländer, die dazu führt, dass unterentwickelte Länder weiterhin arm bleiben.
- Ungleiche Handelsbedingungen als Hauptursache für Unterentwicklung.
Highlight: Die Dependenztheorie sieht die Ursachen für Unterentwicklung als endogen bedingt an, das heißt, sie entstehen aus inneren Ursachen des globalen Wirtschaftssystems.
Weitere wichtige Aspekte der Dependenztheorie sind:
- Die Betonung der Ausbeutung durch ehemalige Kolonialmächte als Ursache von Entwicklungsproblemen.
- Die Analyse bestehender Abhängigkeiten von ehemaligen Kolonialmächten.
- Die Veranschaulichung von Ursachen und die Suche nach Lösungen für Entwicklungsprobleme im Kontext globaler Machtstrukturen.
Example: Ein Beispiel für die Anwendung der Dependenztheorie ist die Analyse der Handelsbeziehungen zwischen afrikanischen Ländern und ihren ehemaligen Kolonialherren in Europa, die oft durch ungleiche Austauschverhältnisse gekennzeichnet sind.
Diese Theorien bieten unterschiedliche Perspektiven auf die Ursachen räumlicher Disparitäten und haben signifikante Auswirkungen auf die Entwicklungspolitik und internationale Zusammenarbeit. Während die Modernisierungstheorie eher auf interne Reformen und die Übernahme westlicher Modelle setzt, fordert die Dependenztheorie eine grundlegende Umgestaltung des globalen Wirtschaftssystems, um ökonomische Disparitäten zu überwinden.
Vocabulary: Geodeterminismus ist eine weitere Theorie, die in diesem Kontext relevant sein kann. Sie geht davon aus, dass die natürlichen Gegebenheiten eines Raumes die menschliche Entwicklung maßgeblich bestimmen.
Das Verständnis dieser Theorien ist essentiell für die Analyse von globalen Disparitäten und die Entwicklung von Strategien zur Förderung einer ausgewogenen globalen Entwicklung. Sie bilden einen wichtigen Bestandteil der Erdkunde und sind zentral für das Verständnis von räumlichen Disparitäten in Europa und weltweit.