Die Krisenjahre der 1960er
Nach den erfolgreichen Aufbaujahren und dem Wirtschaftswunder begannen in den 1960ern politische und wirtschaftliche Krisenjahre. Der Autoritätsverfall Adenauers, der Mauerbau 1961 und die Spiegel-Affäre 1962, bei der ein Herausgeber wegen angeblichen Hochverrats angeklagt wurde, erschütterten die politische Landschaft.
Wirtschaftlich führten rückläufige Wachstumsraten, Streiks für höhere Löhne und eine Marktsättigung bei Konsum- und Industriegütern zur Wirtschaftskrise 1966/67. Als Antwort bildete sich die Große Koalition unter Bundeskanzler Georg Kiesinger. Das daraus resultierende Stabilitätsgesetz führte das "magische Viereck" ein mit den Zielen Vollbeschäftigung, Preisstabilität, außenwirtschaftliches Gleichgewicht und angemessenes Wirtschaftswachstum.
Eine wichtige Verfassungsänderung war die Notstandsgesetzgebung von 1968, die Regelungen für innere Notstandssituationen und Verteidigungsfälle schuf, jedoch auch Einschränkungen von Grundrechten ermöglichte.
Interessant: Das "magische Viereck" der Wirtschaftspolitik stellt bis heute einen Balanceakt dar - die vier Ziele gleichzeitig zu erreichen, ist fast unmöglich!
Die 68er-Bewegung entstand als linke Protestbewegung, vor allem getragen von Studenten. Sie richtete sich gegen das kapitalistische Wirtschaftssystem, konservative Gesellschaftsstrukturen, autoritäre Universitäten und die mangelnde Aufarbeitung der NS-Vergangenheit. Mit Demonstrationen, Sitzstreiks und Hörsaalbesetzungen trugen die Proteste zur Entstehung von Bürgerinitiativen und zur Liberalisierung der Gesellschaft bei.