Die Dolchstoßlegende - Wenn Lügen zu Waffen werden
Stell dir vor, dein Fußballteam verliert 0:5, aber alle behaupten, ihr wärt eigentlich die Gewinner gewesen - nur die Schiedsrichter hätten euch betrogen. Genau so funktionierte die Dolchstoßlegende nach dem Ersten Weltkrieg.
Die Behauptung war simpel: Die deutsche Reichswehr wurde nicht auf dem Schlachtfeld besiegt, sondern von der eigenen Bevölkerung "erdolcht". Schuld waren angeblich Revolutionäre, die Arbeiterbewegung und Kommunisten, die den Soldaten in den Rücken gefallen seien.
Rechte Gruppen und Parteien nutzten diese Geschichte geschickt als Waffe gegen den Versailler Vertrag, die Linksparteien und die Weimarer Verfassung. Ein englischer General hatte einmal gesagt, die deutsche Armee sei "von hinten erdolcht worden" - daraus wurde ein "genial konzipierter Mythos" gemacht.
Wichtig zu wissen: Die Oberste Heeresleitung (OHL) hatte selbst die Waffenstillstandsverhandlungen eingeleitet - nicht die Politik! Die Dolchstoßlegende war also eine komplette Verdrehung der Tatsachen.