Die Preußischen Reformen nach 1806
Stell dir vor, dein Land verliert fast alles in einem Krieg - genau das passierte Preußen 1806 gegen Napoleon. Die Franzosen besetzten große Teile des Landes, die Staatskasse war leer, und Preußen hatte seinen Status als Großmacht verloren.
Aus dieser Verzweiflung heraus starteten preußische Politiker wie Freiherr vom Stein ein ambitioniertes Reformprogramm. Das Ziel war klar: Preußen sollte sich von der französischen Fremdherrschaft befreien und zu einem modernen, starken Staat werden.
Die Städteordnung von 1808 führte erstmals kommunale Selbstverwaltung ein. Städte konnten jetzt ihre Angelegenheiten selbst regeln - allerdings nur die, die genug Steuern zahlten (Zensuswahlrecht). Die Wirtschaftsreform von 1810 schaffte die starren Zunftregeln ab und führte Gewerbefreiheit ein, was später die Industrialisierung ermöglichte.
Merke dir: Diese Reformen entstanden aus der Not heraus, machten Preußen aber langfristig viel stärker als zuvor!
Die Kabinettsreform schuf fünf Ministerien (Inneres, Äußeres, Finanzen, Justiz, Krieg), die zwar dem König unterstanden, aber relativ selbstständig arbeiten konnten. Gleichzeitig wurde eine allgemeine Schulpflicht eingeführt und Gymnasien auf Allgemeinbildung ausgerichtet, um studierungsfähige Bürger zu schaffen.
Bei der Bauernbefreiung erhielten Bauern endlich Eigentumsrechte an ihren Höfen und wurden von Abgaben befreit. Allerdings verloren ärmere Bauern dadurch oft ihre Existenzgrundlage und wurden zu Landarbeitern auf Adelsgütern.
Die Heeresreform war besonders revolutionär: Nach französischem Vorbild wurde ein Volksheer mit allgemeiner Wehrpflicht geschaffen. Jetzt konnten auch Bürgerliche Offiziere werden! Die Judenemanzipation von 1812 stellte Juden rechtlich allen anderen Bürgern gleich - ein großer Schritt Richtung Gleichberechtigung.