Legendenbildung und die Unterzeichnung des Vertrags
Nach der Niederlage entstanden gefährliche Mythen, die die Wahrheit verschleierten. Die Dolchstoßlegende von Paul v. Hindenburg behauptete, die Armee sei "von hinten erdolcht" worden - in Wahrheit war sie längst am Ende und die Militärführung suchte Sündenböcke.
Die Kriegsunschuldslegende stellte Deutschland als unschuldiges Opfer dar, das zum Krieg gezwungen wurde. Tatsächlich hatte Deutschland den Krieg mit dem Überfall auf das neutrale Belgien eröffnet.
Regierungschef Philipp Scheidemann (SPD) nannte den Vertrag einen Diktatfrieden und lehnte ihn zunächst ab. Als die Alliierten aber mit der Besetzung Deutschlands drohten, sah die Nationalversammlung keine andere Wahl als zu unterschreiben.
Entscheidender Moment: Am 28. Juni 1919 wurde der Vertrag im Spiegelsaal von Versailles unterzeichnet - ausgerechnet dort, wo 1871 das Deutsche Kaiserreich ausgerufen worden war.
Die Folgen waren verheerend: Der als ungerecht empfundene Vertrag schürte Hass und Revanchismus, was den Weg für den nächsten Krieg ebnete. Selbst die USA unterzeichneten nicht, weil der Vertrag nicht mit Wilsons 14-Punkte-Programm vereinbar war.