Der Prozess der Wahrnehmung und Beobachtungsverfahren in der Pädagogik
Der Prozess der Wahrnehmung ist ein komplexer Vorgang, bei dem verschiedene Reize aus der Umwelt und dem Körper auf unsere Sinnesorgane treffen. Diese Reize stellen jedoch nur einen begrenzten Ausschnitt der Realität dar, was unsere Aufnahmefähigkeit einschränkt.
Definition: Wahrnehmung umfasst alle Prozesse der Informationsgewinnung aus der Umwelt und dem eigenen Körper.
Die Stärke eines Reizes bestimmt, ob wir eine Empfindung haben oder nicht. Schwache Reize führen zu keiner Empfindung, während starke Reize eine Empfindung auslösen. Dies verhindert eine Reizüberflutung.
Highlight: Jeder Mensch nimmt die Welt aufgrund seiner individuellen Erfahrungen anders wahr und bewertet sie unterschiedlich, was zu Fehlschlüssen führen kann.
In der Pädagogik spielt die Beobachtung eine zentrale Rolle. Sie dient als Grundlage für das pädagogische Handeln und verfolgt immer ein bestimmtes Ziel. Es gibt verschiedene Arten der Beobachtung:
- Offen vs. verdeckt
- Teilnehmend vs. nicht teilnehmend
- Strukturiert vs. unstrukturiert
Vocabulary: Beobachtungsverfahren sind systematische Methoden zur Erfassung und Dokumentation von kindlichem Verhalten und Entwicklung.
Mehrere strukturierte Beobachtungsverfahren werden in der Pädagogik eingesetzt:
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Bildungs- und Lerngeschichten:
- Das Kind wird beobachtet.
- Es findet ein Austausch im Team statt.
- Ein Brief mit Angebotsvorschlag wird an das Kind gerichtet.
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Fachlicher Dialog nach Laewen und Andre:
- Das Kind wird beobachtet.
- Die Beobachtung wird beschrieben und gedeutet.
- Es erfolgt eine Reflexion aus der Perspektive des Beobachters und des Kindes.
- Ein Austausch im Team findet statt.
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Baum der Erkenntnis:
- Das Kind wird alleine und mit einer externen Person beobachtet.
- Die Beobachtung wird nach einem Punktesystem ausgewertet.
- Für jedes Kind wird ein "Baumbuch" erstellt, in dem die Kompetenzen ablesbar sind.
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Bellers Entwicklungstabelle:
- Das Kind wird beobachtet und Alltagsbeobachtungen werden einbezogen.
- Der Beobachtungsbogen wird auch mit den Erfahrungen des Teams ausgefüllt.
- Die Gesamtsituation des Kindes wird in der Auswertung berücksichtigt.
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Grenzsteine der Entwicklung:
- Ja-Nein-Fragen werden in einem Bogen beantwortet.
- Bei Auffälligkeiten wird eine spezialisierte Fachkraft hinzugezogen.
Example: Bei der Methode "Bildungs- und Lerngeschichten" könnte ein Brief an ein Kind lauten: "Liebe Anna, wir haben beobachtet, wie konzentriert du beim Malen bist. Möchtest du vielleicht einmal mit verschiedenen Materialien wie Fingerfarben oder Knete experimentieren?"
Diese Beobachtungsverfahren helfen Erziehern und Pädagogen, die Entwicklung und Bedürfnisse der Kinder besser zu verstehen und individuell auf sie einzugehen. Sie bilden eine wichtige Grundlage für die Planung von Fördermaßnahmen und die Gestaltung der pädagogischen Arbeit in Kindertagesstätten und anderen Bildungseinrichtungen.