Die Ein-Gen-ein-Polypeptid-Hypothese
Diese Hypothese entwickelte sich aus der älteren Ein-Gen-ein-Enzym-Hypothese, die besagte, dass jedes Gen die Informationen für ein bestimmtes Enzym trägt. Heute wissen wir, dass Gene den Phänotyp (unsere sichtbaren Merkmale) bestimmen, indem sie die Bildung von Enzymen codieren, die wiederum Reaktionen katalysieren, die zu unseren Merkmalen führen.
Die verbesserte Ein-Gen-ein-Polypeptid-Hypothese erweitert dieses Konzept. Sie besagt, dass ein Gen die genetische Information für die Synthese eines Polypeptids enthält, nicht unbedingt eines Enzyms. Das ist präziser, denn nicht alle Polypeptide sind Enzyme - sie können auch andere Funktionen im Körper haben.
Bei der Genwirkkette laufen mehrere voneinander abhängige Stoffwechselprozesse ab, die von Enzymen gesteuert werden und zur Ausprägung eines Merkmals führen. Ein Ausgangsprodukt wird durch Enzym 1 (codiert von Gen 1) in Zwischenprodukt 1 umgewandelt, dann durch Enzym 2 (codiert von Gen 2) in Zwischenprodukt 2, bis schließlich Enzym 3 (codiert von Gen 3) das Endprodukt erzeugt.
Gut zu wissen: Wenn nur ein Enzym in der Kette fehlt oder nicht funktioniert, kann das gesamte Merkmal nicht ausgebildet werden - wie bei einer Kette, die bricht, wenn ein einziges Glied fehlt!