Herz-Kreislauf-System und Blut

Dein Herz funktioniert wie eine Pumpe mit zwei Phasen: In der Diastole entspannt es sich und die Kammern füllen sich mit Blut. In der Systole zieht es sich zusammen und pumpt das Blut weiter. So einfach ist das Grundprinzip!

Blut besteht zu 99% aus Erythrozyten (rote Blutkörperchen) und zu 1% aus Thrombozyten und Leukozyten. Die Erythrozyten sind scheibenförmige Zellen ohne Zellkern, die den roten Blutfarbstoff Hämoglobin enthalten - dieser transportiert Sauerstoff durch deinen Körper.

Blut hat fünf wichtige Aufgaben: Transport von Sauerstoff und Nährstoffen, Wärmeregulation, Abwehr gegen Krankheitserreger, Blutgerinnung bei Verletzungen und Pufferfunktion für den pH-Wert. Bei Anämie (Blutarmut) hat man zu wenig Hämoglobin - die Folge sind Müdigkeit und Blässe.

Merktipp: Hämoglobin enthält Eisen - deshalb kann Eisenmangel zu Anämie führen!

Blutzellen im Detail

Thrombozyten sind kernlose Zelltrümmer, die nur 7-10 Tage leben und für die Blutstillung zuständig sind. Sie entstehen im Knochenmark und werden in der Milz abgebaut - ein perfekter Kreislauf!

Leukozyten sind deine körpereigene Armee gegen Krankheitserreger. Sie haben verschiedene Untergruppen: Granulozyten, Lymphozyten und Monozyten. Während nur 5-10% im Blut zirkulieren, versteckt sich der Rest im Knochenmark und Gewebe.

Die Blutgerinnung läuft in drei Schritten ab: Erst verengt sich das Gefäß (Vasokonstriktion), dann lagern sich Thrombozyten ab und bilden einen Pfropf, schließlich stabilisiert Fibrin diesen Pfropf durch die komplexe Gerinnungskaskade.

Blutplasma enthält die Gerinnungsfaktoren, Blutserum ist das Plasma ohne diese Faktoren. Das ist der Unterschied zwischen der Flüssigkeit vor und nach der Gerinnung.

Wichtig: Bei Infekten vermehren sich Leukozyten schnell - deshalb sind erhöhte Werte ein Zeichen für Entzündungen!

Blutgruppen verstehen

Das ABO-System bestimmt deine Blutgruppe: A, B, AB oder 0. Diese sind genetisch festgelegt und unterscheiden sich durch Antigene auf der Oberfläche der Erythrozyten. Dein Immunsystem produziert Antikörper gegen fremde Antigene.

Bei Bluttransfusionen ist Vorsicht geboten! Die Antikörper im eigenen Blut greifen fremde Erythrozyten an - das kann tödlich enden. Deshalb muss die Blutgruppe immer genau bestimmt werden.

Blutgruppe 0 ist der "Universalspender", weil ihre Erythrozyten keine Antigene haben, die angegriffen werden könnten. Blutgruppe AB ist der "Universalempfänger", weil sie keine Antikörper produziert, die Spenderzellen angreifen würden.

Die Regel ist einfach: Beim Spender sind die Erythrozyten wichtig (werden sie angegriffen?), beim Empfänger die Antikörper (greifen sie an?).

Eselsbrücke: 0 gibt allen (keine Antigene), AB bekommt von allen (keine Antikörper)!

Blutentnahme - Theorie und Praxis

Blutentnahmen sind für Patienten oft stressig: Schmerzen, Angst, Infektionsgefahr. Als Fachperson musst du verschiedene Faktoren beachten: Alter, Venenverhältnisse, kulturelle Aspekte und die richtige Umgebung.

Körperliche Faktoren wie Rollvenen oder schlechte Sichtverhältnisse erschweren die Entnahme. Seelisch-geistige Faktoren wie Angst erfordern Einfühlungsvermögen und eine kompetente, ruhige Ausstrahlung.

Die Grundsätze sind klar: Händedesinfektion, steriles Material, richtiger Winkel, nicht länger als 30 Sekunden stauen, alles beschriften. Der Patient sollte gefragt werden, ob er das Blut sehen kann und liegen möchte.

Kontraindikationen beachten: Nicht auf der gelähmten Seite, nicht bei Hautveränderungen oder Thrombophlebitis stechen. Bei Mammakarzinom-Patientinnen die andere Seite wählen.

Profitipp: Gefäßverzweigungen sind ideale Einstichstellen - dort rollen die Venen nicht weg!

Röhrchen und Blutkultur

Die Reihenfolge der Röhrchen ist entscheidend: Erst Blutkulturen (steril), dann je nach System Vollblut oder Citratblut, danach Heparinblut, EDTA-Blut und zuletzt Natriumfluorid. So vermeidest du Verunreinigungen zwischen den verschiedenen Zusätzen.

Hämolyse - die Zerstörung roter Blutkörperchen - musst du unbedingt vermeiden. Röhrchen nur kippen, nicht schütteln! Citratblut nie als erstes nehmen, da die erste Blutportion noch Gewebsflüssigkeit enthält.

Blutkultur dient dem Nachweis von Bakterien im Blut. Du brauchst zwei Flaschen: eine aerobe (mit Sauerstoff) und eine anaerobe (mit Kohlendioxid). So wachsen verschiedene Bakterienarten optimal.

Fehlerquellen bei Blutkulturen: Unzureichende Desinfektion führt zu falschen Hautkeimen, Antibiotika können Erreger abtöten, bevor sie nachgewiesen werden.

Wichtig: Blutkultur immer vor Antibiotika-Therapie abnehmen - sonst sind die Erreger bereits abgetötet!

Laborwerte verstehen

Labordiagnostik gibt dir einen kompletten Überblick über den Gesundheitszustand. Das kleine Blutbild zeigt Anzahl von Erythrozyten, Leukozyten und Thrombozyten plus Hämoglobingehalt. Das große Blutbild differenziert zusätzlich die Leukozyten-Untergruppen.

Infektionszeichen erkennst du an erhöhten Leukozyten und CRP-Werten - je höher, desto schwerer die Entzündung. Bei bakteriellen Infektionen wird eine Blutkultur angelegt, um den Erreger zu identifizieren und das richtige Antibiotikum zu finden.

Wichtige Normalwerte: Hämoglobin bei Männern 140-180g/l, bei Frauen 120-160g/l. Quick-Wert ohne Antikoagulation 70-120%, mit Antikoagulation 15-30%. CRP sollte unter 5 mg/l liegen.

Viele Organfunktionen lassen sich über Blut überprüfen: Leberwerte, Nierenwerte, Herzenzyme. Wenn Zellen zerstört werden, gelangen organspezifische Enzyme ins Blut und werden messbar.

Merkhilfe: Erhöhte Enzyme im Blut = Zellschäden im entsprechenden Organ!

Venöse Blutentnahme Schritt für Schritt

Vorbereitung ist alles: Tablett desinfizieren, Material bereitstellen $Laborverordnungen, Staubinde, Hautantiseptikum, Sicherheitskanülen, Röhrchen mit Barcode-Etiketten$. Händedesinfektion nicht vergessen!

Patient vorbereiten: Mit Namen ansprechen, Identität kontrollieren, informieren und Einwilligung einholen. Lagerung in liegender oder sitzender Position, Arm gestreckt und stabil gelagert.

Punktion durchführen: Stauung anlegen, geeignete Vene suchen, Stauung lösen, großzügig desinfizieren, Handschuhe anziehen. Erneut stauen (Radialispuls muss tastbar bleiben!), Haut spannen gegen Wegrollen der Vene.

Kanüle einführen: 15-30° Winkel, Schliff nach oben, in Verlaufsrichtung der Vene. Etwa 1 cm vorschieben. Bei mehreren Röhrchen: Linke Hand hält Kanüle fest, rechte Hand wechselt die Röhrchen. Nach letzter Entnahme: Stauung lösen, dann Kanüle entfernen.

Sicherheit: Kanüle sofort in Abwurfbox - niemals Recapping!

Nachsorge und kapillare Entnahme

Nachsorge der venösen Entnahme: Tupfer lose auflegen, Kanüle zügig ziehen, sofort sicher entsorgen. Niemals Recapping! Tupfer kräftig aufdrücken, Arm gestreckt halten gegen Hämatome, Schnellverband anlegen.

Röhrchen vorsichtig kippen für gleichmäßige Durchmischung mit den Zusätzen. Bei Monovetten den Spritzenstempel bis zum ersten Klick ziehen und abbrechen.

Kapillare Blutentnahme ist einfacher: Durchblutung durch Herabhängenlassen, Massieren oder warmes Handbad verbessern. Material: Desinfektionsmittel, Handschuhe, Lanzetten, Probenröhrchen, Teststreifen.

Durchführung: Hände- und Hautdesinfektion, Handschuhe anziehen, automatische Stechhilfe betätigen. Blut luftfrei in Kapillare aufnehmen oder auf Teststreifen auftragen. Einstichstelle komprimieren und mit Pflaster versorgen.

Profi-Tipp: Bei schlechter Durchblutung warmes Handbad - das öffnet die Kapillaren!