Beziehungsaspekt und Appell im Vier-Seiten-Modell
Der Beziehungsaspekt gibt Aufschluss über das Verhältnis zwischen den Charakteren. Dass die 14-jährige Protagonistin nicht mehr bei ihrer Mutter wohnt, deutet auf ein problematisches Familienverhältnis hin. Die Formulierung "der Mann und ich waren uns immer noch etwas fremd" verrät die Distanz zwischen Vater und Tochter – sie nennt ihn nicht einmal "Vater", sondern "Mann".
Trotz dieser Fremdheit vertraut er ihr später seine Ängste an: "Er sagte mir, er habe Angst vor dem Tod" und "Er sagte, er hätte gerne mit mir gelebt". Diese Offenbarungen zeigen seine Reue und den Wunsch nach mehr gemeinsamer Zeit, was die komplexe Dynamik ihrer Beziehung unterstreicht.
Die Appell-Ebene ist in der Geschichte seltener zu finden. Ein deutliches Beispiel ist die Äußerung des Vaters, dass er "nur Streuselschnecken wolle" – ein klarer Appell an die Tochter, ihm diese zu backen. Auch das "feine ironische Lächeln" des Vaters funktioniert als unterschwelliger Appell, der die Tochter zum Nachdenken anregt.
💡 Merke dir: Das Vier-Seiten-Modell ist ein hervorragendes Werkzeug, um literarische Beziehungen zu analysieren, besonders wenn wichtige Informationen nur indirekt vermittelt werden!
Das Modell von Schulz von Thun hilft uns, die unterschwelligen Botschaften und die komplexe Vater-Tochter-Beziehung zu entschlüsseln, die in dieser Kurzgeschichte oft nicht explizit ausgesprochen, sondern zwischen den Zeilen verborgen sind.