Die tieferen Bedeutungsebenen
Homosexualität ist das offensichtlichste Thema - Aschenbach verliebt sich in einen minderjährigen Jungen, was damals ein absolutes Tabu war. Viele sehen darin Thomas Manns eigene unterdrückte homosexuelle Neigungen.
Richtig interessant wird's mit der griechischen Mythologie: Aschenbach verkörpert den Konflikt zwischen Apollo (Ordnung, Disziplin, Vernunft) und Dionysos (Rausch, Wahnsinn, Leidenschaft). Sein ganzes Leben war apollinisch geprägt, aber in Venedig gewinnt die dionysische Seite die Oberhand.
Die Novelle ist auch eine Metapher für den nahenden Ersten Weltkrieg. Aschenbachs Besessenheit von Tadzio spiegelt Europas Kriegseuphorie wider - beide führen in die Katastrophe.
Venedig selbst symbolisiert eine dekadente, verfallende Welt. Die Stadt ist schön, aber morsch - genau wie die europäische Gesellschaft von 1911. Die Cholera steht für die Krankheit, die ganz Europa befallen hat.
Klausurtipp: Diese verschiedenen Interpretationsebenen zeigen, warum "Der Tod in Venedig" bis heute relevant ist - es geht um viel mehr als nur eine gescheiterte Liebe!