Faust I - Johann Wolfgang von Goethe (1808)
Heinrich Faust ist ein gelehrter Wissenschaftler in der Sinnkrise: Trotz allem Wissen findet er den Sinn des Lebens nicht. Sein unstillbarer Erkenntnisdrang führt ihn zum Pakt mit Mephisto, dem Teufel.
Das Drama vereint mehrere Epochen: Sturm und Drang (Geniekult, Emotionen), Romantik (Gefühlswelt, Fantastisches) und Klassik (Suche nach ewiger Wahrheit). Faust handelt bewusst unmoralisch und gibt sich seinen Gefühlen hin.
Der "Prolog im Himmel" rahmt die Handlung: Gott und Mephisto wetten um Fausts Seele. Gott sieht den Menschen positiv - ein irrender, aber zum Guten bestimmter Mensch (Pflanzenmetaphorik). Mephisto sieht nur das Tierische im Menschen und wettet, dass er Faust leicht verführen kann.
Die Zueignung zeigt Goethes persönliches Verhältnis zum Werk, das Vorspiel auf dem Theater reflektiert über gelungene Theaterstücke. Diese drei Einleitungen machen "Faust" zu einem Gesamtkunstwerk.
Fausts rücksichtslose Suche nach Glück stürzt die unschuldige Grete ins Verderben - ein klassischer Konflikt zwischen individuellem Streben und gesellschaftlicher Moral.
Epochenwissen: Goethe arbeitete 60 Jahre an "Faust" - deshalb fließen so viele verschiedene Literaturepochen ein!