Das Gedicht und seine Vision
Novalis malt in seinem Programmgedicht eine Traumwelt, in der "Zahlen und Figuren" nicht mehr die Herrschaft haben. Stattdessen sollen Menschen, die "singen oder küssen", mehr wissen als die "Tiefgelehrten" - Emotionalität wird also über pure Wissenschaft gestellt.
Die Vision der Romantik wird hier konkret: Eine Welt, in der sich "Licht und Schatten zu echter Klarheit gatten" und wo "Märchen und Gedichten" die "wahren Weltgeschichten" offenbaren. Das bedeutet, dass Fantasie und Kunst genauso wichtig für das Verstehen der Welt sind wie Fakten.
Das "geheime Wort" am Ende symbolisiert die romantische Erlösung - einen magischen Moment, in dem die verkehrte, nur rationale Ordnung verschwindet. Dann herrscht endlich Harmonie zwischen allen Lebensbereichen.
Klausurtipp: Das Gedicht zeigt die typisch romantische Sehnsucht nach einer Welt, in der Wissenschaft, Natur, Religion, Kunst und Emotionalität gleichberechtigt kooperieren!