Expressionismus: Historischer Hintergrund und literarische Merkmale
Der Expressionismus war eine bedeutende literarische Bewegung, die von 1905 bis 1925 andauerte. Er entstand als Gegenbewegung zum Naturalismus, der für seine naturgetreue, kalte und unästhetische Darstellung bekannt war. Der historische Hintergrund des Expressionismus war geprägt von tiefgreifenden gesellschaftlichen Veränderungen, darunter die rasche Industrialisierung, technologische Fortschritte und das Aufgeben traditioneller Weltbilder. Diese Entwicklungen führten zu einem wachsenden Leid in der Bevölkerung und einer allgemeinen Katastrophenstimmung, die durch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 noch verstärkt wurde.
In der Literatur des Expressionismus dominierte die Lyrik als Gattung. Die Werke konzentrierten sich auf die Beziehungen der Menschen untereinander und den Ausdruck von Gefühlen. Zu den charakteristischen Merkmalen der expressionistischen Literatur gehörten das Aufbrechen grammatischer Strukturen, die Destruktion der Syntax, ungewohnte Rhythmen und Wortneuschöpfungen. Die Sprache war oft abstrakt, radikal und dramatisch, geprägt von einer ausdrucksstarken Metaphorik und Farbsymbolik.
Highlight: Die expressionistische Literatur zeichnete sich durch eine intensive Bildsprache aus, die schockierende Bilder und groteske Beschreibungen einsetzte, um die Verzerrung der Wirklichkeit darzustellen.
Zu den bedeutenden Autoren des Expressionismus zählten Georg Heym, Georg Trakl, Jakob van Hoddis und Paul Zech. Ihre Werke behandelten zentrale Themen und Motive des Expressionismus wie Entindividualisierung, Großstadt, Ich-Zerfall, Krieg, Weltende und Entfremdung. Die Ästhetik des Hässlichen war ein weiteres charakteristisches Merkmal dieser literarischen Strömung.
Beispiel: Ein typisches Motiv des Expressionismus war die Darstellung der Großstadt als Ort der Anonymität und Entfremdung, wie es in vielen Gedichten dieser Zeit zum Ausdruck kommt.
Die expressionistische Lyrik zeichnete sich oft durch eine Spannung zwischen äußerer Formstrenge und innerer Formauflösung aus, was die zerrissene Gefühlswelt und die Krise der Zeit widerspiegelte. Diese einzigartige Kombination von Form und Inhalt machte den Expressionismus zu einer der einflussreichsten literarischen Bewegungen des frühen 20. Jahrhunderts.