Frauenrollen im 18. Jahrhundert
Die Szene "Garten" zeigt exemplarisch die gesellschaftlichen Frauenrollen der Zeit:
Marthe Schwerdtlein verkörpert die Hausfrau und Mutter, die nach materieller und sozialer Absicherung strebt. Nach dem Verlust ihres Ehemanns sucht sie sofort einen neuen Heiratskandidaten und macht Mephisto eindeutige Avancen.
Margarete repräsentiert die arbeitende Frau der unteren Schicht, die sich um Haushalt und Garten kümmert. Sie ist ungebildet und dem Mann untergeordnet. Bemerkenswert ist, wie sie:
- sich selbst als minderwertig darstellt
- sich durch Besitz aufzuwerten versucht
- ihre mütterlichen Qualitäten betont, um als Heiratskandidatin attraktiver zu wirken
Das Verhältnis zwischen Faust und Margarete ist von sozialer Ungleichheit geprägt: Er duzt sie, während sie ihn siezt. Gleichzeitig entwickelt sich körperliche Nähe durch Händehalten und Küsse.
Die Szene "Wald und Höhle"
In dieser Szene zieht sich Faust in die Natur zurück und reflektiert sein Verhältnis zur Natur und zu Mephisto. Die Szene zeigt deutliche Merkmale literarischer Epochen:
- Sturm und Drang: Emotionen sind wichtiger als Rationalität
- Romantik: Sehnsucht nach Freiheit und Gretchen, Hinwendung zur Natur, Gefühle stehen über dem Verstand
Der dramaturgische Effekt dieser Szene ist die Verstärkung des Grundkonflikts: Faust weiß, dass er Gretchen schadet, folgt aber dennoch seinen Gefühlen.