Aufbau einer Gedichtanalyse
Die Einleitung ist dein Startschuss: Autor, Titel, Textsorte (Ballade, Sonett etc.), Entstehungsjahr, Thema und Epoche. Vergiss nicht deine Deutungshypothese - das ist deine erste Vermutung über die Kernaussage des Gedichts.
Bevor du richtig loslegst, nimm dir 5-7 Minuten Vorarbeit. Lies das Gedicht mehrmals, markiere zentrale Aussagen und schreib erste Ideen auf. Diese Notizen helfen dir später bei der Deutungshypothese.
Im Hauptteil analysierst du zwei Bereiche: die formale Gestaltung (Reimschema, Metrum, Strophen) und die sprachliche Gestaltung (Stilmittel, lyrisches Ich, Atmosphäre). Hier zeigst du, wie Form und Inhalt zusammenwirken.
Der Schlussteil fasst deine Ergebnisse knapp zusammen. Prüf dabei, ob deine Deutungshypothese stimmt oder korrigiert werden muss. Frag dich: Was wollte der Autor bewirken?
Tipp: Bei einer vergleichenden Gedichtanalyse analysierst du beide Gedichte einzeln und vergleichst dann gezielt Motive, Symbolik und Intention.
Formale Gestaltung verstehen
Reimschemata erkennst du durch Buchstaben: Paarreim (aabb), Kreuzreim (abab), umarmender Reim (abba). Es gibt auch Schweifreim, Haufenreim und den verschränkten Reim - jeder erzeugt eine andere Wirkung.
Das Metrum bestimmt den Rhythmus: Jambus unbetont−betont, Trochäus betont−unbetont, Daktylus betont−unbetont−unbetont. Zähl die Hebungen pro Vers - das zeigt dir, ob's dreihebig oder vierhebig ist.
Kadenzen beeinflussen die Stimmung am Versende. Männliche Kadenzen enden betont und wirken kraftvoll, weibliche enden unbetont und klingen weicher. Reiche Kadenzen haben mehrere unbetonte Silben.
Achte auf Enjambements (Sätze laufen über Versenden hinaus) und Zeilenstil (Satzzeichen am Versende). Das beeinflusst, wie flüssig oder abgehackt das Gedicht klingt.
Merkhilfe: Klopf den Rhythmus mit - so erkennst du das Metrum am besten!
Sprachliche Analyse meistern
Frag dich: Welche Wortarten dominieren? Viele Adjektive schaffen Stimmung, Verben bringen Bewegung rein. Die Häufigkeit bestimmter Wortarten verrät viel über die Intention.
Das lyrische Ich ist zentral: Spricht es fröhlich oder traurig? Nutzt es "ich" oder "wir"? Der Satzbau Parataxe=kurzeSa¨tze,Hypotaxe=verschachtelteSa¨tze und die Zeitform prägen die Wirkung.
Stilmittel sind deine besten Freunde bei der Interpretation. Metaphern verdeutlichen versteckte Bedeutungen, das Vanitas-Motiv thematisiert die Vergänglichkeit des Lebens. Wassermetaphorik findest du oft im Realismus.
Schlüsselwörter und Wiederholungen sind wie rote Fäden - sie führen dich zur Kernaussage. Such nach Wortfeldern und epochentypischen Merkmalen.
Profi-Tipp: Der Titel ist oft der Schlüssel zum Verständnis - analysier ihn besonders gründlich!