Vergleich mit Kästners "Kleines Solo"
150 Jahre später zeigt Erich Kästners "Kleines Solo" (1947) eine völlig andere Sichtweise auf Einsamkeit. Hier ist sie nicht wundervoll, sondern schmerzhaft und unüberwindbar - selbst in einer Beziehung fühlt sich das lyrische Ich einsam.
Der wichtigste Unterschied: Kästners lyrisches Ich befindet sich nicht in der befreienden Natur, sondern am Fenster eines Stadthauses. Es blickt nur auf "Steine des nächsten Hauses" - genau das, wovor Tiecks lyrisches Ich flieht.
Auch sprachlich sind die Gedichte gegensätzlich: Während Tieck lange, schwungvolle Sätze und positive Adjektive verwendet, nutzt Kästner kurze, nüchterne Sätze ohne beschönigende Wörter. Das verleiht seinem Gedicht eine eintönige, depressive Stimmung.
Beide Gedichte haben eine dreifache Wiederholung: Bei Tieck "Oh holde Einsamkeit!", bei Kästner "Einsam bist du sehr alleine - und am schlimmsten ist die Einsamkeit zu zweit." Der Kontrast könnte nicht größer sein.
Analysehilfe: Vergleiche immer Form UND Inhalt - so zeigst du, dass du die Zusammenhänge zwischen Sprache und Bedeutung verstehst.